Zur Kita bei der Bundeswehr

Eine besondere Kita feiert 50. Geburtstag: Sie liegt auf dem Gelände der Bundeswehr. Seit den 1970er-Jahren ist sie evangelisch – dabei spielte ein damaliger Propst eine große Rolle.

Wasser marsch! Soldat Marcos Faedo aus Argentinien mit seinen Kindern Santiago (2, l.) und Lorenzo.
Wasser marsch! Soldat Marcos Faedo aus Argentinien mit seinen Kindern Santiago (2, l.) und Lorenzo.Timo Teggatz

Hamburg. Lorenzo und Santiago nehmen Maß. Und treffen dann mit einem Wasserschlauch voll ins Schwarze beim Sommerfest ihrer Kita, einer ganz besonderen Kindertagesstätte. Sie feiert 50-jähriges Bestehen, steht auf dem Gelände der Führungsakademie der Bundeswehr – und sie ist evangelisch.

Etwa 120 Kinder im Alter von elf Monaten bis zu sechs Jahren besuchen die Einrichtung, erzählt Leiterin Maren Dietz. Betreut werden sie von 19 Erziehenden. Viele der Eltern bringen ihren Nachwuchs am frühen Morgen in die Kita und verbringen ihren Tag nur ein paar Häuser weiter, und zwar in einem der Hörsäle auf dem Gelände der Führungsakademie. Zwei Jahre lang werden die künftigen Führungskräfte der Bundeswehr hier ausgebildet. Und nicht nur sie: Auch Soldaten aus dem Ausland werden geschult, etwa der Argentinier Marcus Faedo, der seinen beiden Söhnen Lorenz und Santiago auf dem Fest mit dem Wasserschlauch hilft.

Eltern starteten Initiative

Dass an der Führungsakademie überhaupt eine Kita eingerichtet worden ist, liegt am Engagement der damaligen Soldaten. „Es war alles andere als einfach“, erinnert sich Wolfgang Gülich. Der ehemalige General war Anfang der 1970er-Jahre an der Akademie beschäftigt – und biss mit der Kita-Idee bei seinen Vorgesetzten auf Granit. Brauche man nicht, habe man ja noch nie gehabt, war die Begründung.

Lecker! Eine Zuckerwatte, frische zubereitet von der Bundeswehr beim Kita-Jubiläumsfest
Lecker! Eine Zuckerwatte, frische zubereitet von der Bundeswehr beim Kita-JubiläumsfestMarie Kellermann / Bundeswehr

Irgendwann hatten Gülich und seine Mitstreitenden Erfolg. Aber sie merkten schnell, dass sie mit einem Kindergartenverein als Sponsor nicht weit kamen. Also musste ein neuer Träger her. Gülich nahm Kontakt auf zu Walter Tebbe, dem Propst der Propstei Blankenese. Auch wenn eine Kooperation von Kirche und Bundeswehr in der damaligen Zeit nicht gerade nahe lag, hatte der Theologe Verständnis für das Ansinnen der jungen Eltern. „Sein Vater war selbst Soldat, er konnte sich in unsere Situation hineinversetzen“, erinnert sich Gülich. Trotzdem dauerte es drei Monate, bis die Zusage kam, die an eine Bedingung geknüpft war: Auch Kinder aus der näheren Umgebung sollten in dem Kindergarten einen Platz finden.

So ist es bis heute: Neben dem Nachwuchs des Militärs besuchen auch Kinder aus den benachbarten Stadtteilen Nienstedten und Blankenese die Kita – ausgerüstet mit einer Besuchermarke, damit sie auf das Bundeswehrgelände kommen. Bundeswehr und Kirche sind auch heute für Karin Müller, Geschäftsführerin des Kita-Werks im Kirchenkreis Hamburg-West/Südholstein, kein Widerspruch: „Die Familien schätzen die starke internationale Ausrichtung und das gute Miteinander verschiedener Kulturen.“ Neben deutschen Kindern besucht die Kita Nachwuchs aus Griechenland, Südkorea oder Italien.

Gottesdienste in der Kita

Die internationale Atmosphäre genießen Leiterin Dietz und ihr Team. Zu Anfang klappe die Verständigung nur mit Händen und Füßen, berichtet sie. Aber die Kinder aus dem Ausland würden die deutsche Sprache sehr schnell lernen – und zuhause bald anfangen, ihre Eltern zu verbessern.

„Evangelisch“ trägt die Kita übrigens nicht ohne Grund im Namen: Alle zwei Wochen kommt Pastor Thomas Warnke aus der Blankeneser Gemeinde für einen Kindergottesdienst vorbei, und auch „Godly Play“ spielt in der Kita eine Rolle – ein religionspädagogisches Konzept, das Kindern christliche Traditionen vermitteln soll.