Zum Jubiläum in den Ruhestand

Vor 25 Jahren haben Gisela und Dieter Andresen das Bibelzentrum Schleswig gegründet – und daraus einen Erlebnisort gemacht. Zum Jubiläum gehen sie in den Ruhestand.

Gisela und Dr. Dieter Andresen vor dem Schleswiger Bibelzentrum
Gisela und Dr. Dieter Andresen vor dem Schleswiger BibelzentrumCatharina Volkert

Schleswig. Gisela Andresen trägt gelbe Gummihandschuhe. Sie säubert die Druckerpresse im Foyer des Bibelzentrums. Es ist Abend. „Auch das gehört zu dieser Arbeit dazu“, sagt die Pastorin und lacht. „Wir streichen auch das Jesusboot.“ Noch immer begeistert die originalgetreue Gutenbergpresse, die Psalm 23 wie zu Luthers Zeiten vervielfältigt, die Besucher. Dabei gehört sie schon seit 25 Jahren zum Inventar des Bibelzentrums Schleswig.

Gefeiert wird mit einem Gottesdienst zum Jubiläum auch das, was Gisela und Dieter Andresen aufgebaut haben. Sie werden an dem Tag in den Ruhestand verabschiedet. Pastor Andresen ist zwar schon seit dem Jahr 2000 Ruhestandspastor, „aber das hat so richtig niemand mitbekommen“, sagt er. Schließlich engagierte er sich ehrenamtlich weiter.

Kein klassisches Museum

1993 begann alles. Dietrich Heyde, damals Propst in Schleswig und Vorsitzender der Schleswig-Hosteinischen Bibelgesellschaft, träumte von einem Bibelzentrum auf dem Gelände des ehemaligen St.-Johannisklosters am Holm. „Sein Idee war es, ähnlich wie bei einem jüdischen Lehrhaus, ein Haus zur Auseinandersetzung mit der biblischen Tradition zu schaffen“, erinnert sich Dieter Andresen. Das Pastorenehepaar bekam die ausgeschriebene Stelle und zog mit den Kindern auf das Klostergelände. Zunächst betreute es eine Baustelle – das ehemalige Probstengebäude, in dem auch ihre Dienstwohnung sein sollte, wurde zum Bibelzentrum umgebaut.

Eine Baustelle war auch das Konzept des künftigen Bibelzentrums. „Es gab keine Vorbilder für uns“, betont Gisela Andresen. Aber eines stand von Anfang an fest: „Wir wollten nicht, dass es ein klassisches Museum wird. Wir wollten die Bibel erfahrbar machen.“

Am 1. Mai 1994 eröffnete das Bibelzentrum mit einer Grundausstattung, ausgeliehen von der Deutschen Bibelgesellschaft Stuttgart: die Druckerpresse gehört ebenso dazu wie ein Normadenzelt oder Marc-Chagall-Lithographien. Und: Bibeln. Historische Ausgaben etwa oder Übersetzungen in anderen Sprachen.

Übers Wasser laufen

Bis zu 10.000 Besucher jährlich haben die Andresens in den vergangenen Jahren gezählt. Das Team des Bibelzentrums wuchs durch Ehrenamtliche und eine weitere Pfarrstelle: Pastor Michael Bruhn ist ebenfalls am Holm tätig. 1997 eröffneten sie den Bibelgarten auf dem großzügigen Grundstück. „Damals war es einer der ersten dieser Gärten“, erinnert sich Gisela Andresen. „Heute gibt es mehr als 200 in Deutschland“ 2008 suchten die Besucher der Landesgartenschau dort die Ruhe der Natur . 2010 ließ Team nach historischem Vorbild das „Schleswiger Jesusboot“ bauen, Gisela Andresen machte dafür extra einen Bootsführerschein. 2012 reiste das Schleswiger Team auf den Seeweg zum zweiten Bibelzentrum der damals noch jungen Nordkirche, nach Barth.

Immer wieder entwickelten sie ihre Ausstellungen weiter – und bauten dafür das alte Gemäuer aus. Eine Luther-Stube entstand und ein Raum der Schriftreligionen. 2016 baute sich das Zentrum dank EU-Geld einen Kellerraum aus, in dem Besucher nun in einem Holzboot Platz nehmen können. Wer das möchte, muss über Wasser laufen – auf Steinen.