Zum Einsatz ins Ebola-Gebiet

Hamburg. Militärpfarrer Andreas-Christian Tübler arbeitet für fünf Wochen in Liberias Hauptstadt Monrovia und betreut Ebola-Helfer seelsorgerisch. Auch wenn das Risiko nicht ganz auszuschließen ist, geht er nicht voller Angst nach Afrika. Er will sich an die Regeln halten und „auf den Schutz Gottes vertrauen“.

Noch tankt er Kraft, doch in wenigen Tagen geht’s los für Andreas-Christian Tübler: Der Militärpfarrer aus Appen bei Hamburg reist am kommenden Freitag, 16. Januar, ins afrikanische Ebola-Gebiet. In Liberias Hauptstadt Monrovia begleitet er fünf Wochen lang deutsche und einheimische Helfer. Das Deutsche Rote Kreuz betreibt in der Millionenmetropole in Zusammenarbeit mit der Bundeswehr ein Ebola-Behandlungszentrum.
Zu seinen wichtigsten Aufgaben vor Ort gehören Seelsorgegespräche mit den  Helfern des Zentrums, in dem etwa 50 Leute arbeiten. Sie seien erheblichen körperlichen und seelischen Belastungen ausgesetzt und haben „möglicherweise viele Leichen gesehen“. Auf diese Gespräche bereitet Tübler sich vor, indem er Krisenszenarien gedanklich durchspielt. Außerdem möchte er Angehörige von Ebola-Patienten betreuen, die in der Nähe des Behandlungszentrums auf eine Nachricht über ihre Angehörigen warten. Zudem wird Tübler Gottesdienste feiern. Dazu hat er bereits ein englischsprachiges Gesangbuch und  mp3-Dateien mit Liedern herausgesucht. Auch Andachten, etwa für Verstorbene, gehören zu seinem Programm.

Mit Lehrgang vorbereitet

Für den Einsatz sind der Militärpfarrer und die Helfer auf einem Lehrgang vorbereitet worden. Dafür wurde eigens eine Autohalle auf über 30 Grad aufgeheizt, um das Anlegen der Ebola-Schutzanzüge möglichst praxisnah zu trainieren. Tübler selbst wird die Anzüge nicht tragen, wollte aber wissen, „wie sich die Helfer darin fühlen“. Gelernt hat Tübler auch, wie man sich vor Ort verhalten muss: Keine Hände schütteln, oft desinfizieren, Ansammlungen von Menschen vermeiden.
In Liberia ist die Situation der Menschen momentan „zwischen Hoffen und Bangen“, so der Militärgeistliche der Appener Marseille-Kaserne. Belastbare Nachrichten gebe es nicht, doch die Zahl der Ansteckungen sei offenbar leicht zurückgegangen. Ob das so bleibt, könne aber niemand prognostizieren.
Und was sagt Tüblers Familie zu seinem Einsatz in Liberia? „Sie sind nicht erfreut gewesen“, verrät er. Nachdem er ihnen erklärt habe, worum es geht, hätten sie aber ihr Einverständnis gegeben. Er habe keine Angst, sondern eine Art von Respekt, sagt Tübler. Denn der Feind sei unsichtbar und verzeihe keine Fehler. „Doch wenn man sich an die Regeln hält, ist das Risiko einigermaßen beherrschbar.“ Vor Ort vertraue er auch auf den Schutz Gottes.

Sein großer Wunsch: ein Dank-Gottesdienst

Mit Einsätzen im Ausland hat Tübler Erfahrung: Vor einem halben Jahr war er zu einem Seelsorge-Einsatz im westafrikanischen Mali, auch in Afghanistan ist er für einige Wochen gewesen. Vor seiner Zeit als Militärpfarrer war Tübler Pastor in Hamburg-Dulsberg und persönlicher Referent der damaligen Hamburger Bischöfin Maria Jepsen. Danach arbeitete er elf Jahre lang als Theologischer Kirchenrat der Lippischen Landeskirche.
Für seine Zeit in Monrovia hat Andreas-Christian Tübler einen großen Wunsch: Am Ende seiner Zeit möchte er einen Gottesdienst feiern – als Dank dafür, dass die Helfer gesund geblieben sind und möglichst viele Menschen von Ebola geheilt wurden.
Wenn Tübler im Februar aus Afrika zurückkommt, kann er seine Familie aber noch nicht in die Arme schließen. Zunächst kommt er für einige Zeit in die Quarantäne-Station einer Klinik. Erst wenn sicher ist, dass er sich nicht angesteckt hat, darf der Pastor nach Hause.