19 Männer und die drei Jungs Leo, Christian und Christoph sind zum monatlichen Modellbahn-Stammtisch ins Evangelische Gemeindehaus Jesingen gekommen. Die erste Viertelstunde werden auf dem großen Tischquadrat Gleise verlegt, ein großer Kreis mit mehreren Ausweichstellen. Später wird in dem Stadtteil von Kirchheim/Teck (Kreis Esslingen) mit den mitgebrachten Loks und Wagen viel Fahrtbetrieb gemacht. Es wird gefachsimpelt und mal eben eine Lokomotive digitalisiert, zu zweit lötet es sich eben leichter.
Vor rund 25 Jahren stellte sich Klaus Konzelmann, langjähriger Mitarbeiter der kirchlichen Diakonie, eine grundlegende Frage: Warum müssen Männer immer alleine im Keller mit der Modellbahn spielen? Als Antwort begann er mit drei Männern in der Kirche einen Modellbahntreff. Als er nach Jesingen zog, zog auch die Modellbahngruppe mit um – und wurde von der evangelischen Kirchengemeinde herzlich aufgenommen. Nicht als fremder Gast, sondern als Teil des Gemeindelebens. Beim Gemeindefest gehören die Eisenbahnen im Garten und unter dem Dach längst fest dazu, manche kommen nur deshalb. Einmal wurde Konzelmann gefragt, was denn Züge mit Kirche zu tun hätten. Seine schlagfertige Antwort: „So viel wie Seidenmalerei im Frauenkreis.“
Als Gruppe der Kirchengemeinde sind die „Modellbahnfreunde Teck“ kein Verein, es gibt keine Mitgliedsbeiträge und keine Satzung. Jeder ist willkommen, auch Frauen und Kinder. „Wir möchten bei euch mitmachen“, sagten im Vorjahr einige Jungs, so entstand die Jugendgruppe. Diese trifft sich nicht nur separat, auch beim Stammtisch sind die Kinder bei den Großen auf Augenhöhe mit dabei.
Seit Januar 2024 gibt es in der evangelischen Altstadtgemeinde Heiliggeist-Providenz in Heidelberg eine Holzwerkstatt für Kinder. „Ich finde es wichtig, Kindern ein Alternativprogramm zum Digitalen anzubieten“, sagt die Schreinermeisterin Lena Goldau. Sie arbeitet am Theater in Heidelberg. Von dort bringt sie nicht nur Holzreste mit, sondern hat auch den ehemaligen Praktikanten Vincent Barta als Leiter für eine zweite Gruppe gewonnen. Insgesamt kommen aktuell zwölf Jungs und Mädchen im Alter von sechs bis zwölf Jahren alle zwei Wochen zur Holzwerkstatt.
Sie ist in einer ehemaligen Abstellkammer im Keller des Gemeindehauses untergebracht. Pfarrer Mirko Diepen startete einen Spendenaufruf, so kam das Geld für sieben Kinderhobelbänke und Werkzeug zusammen. Goldau und Barta lassen den Kindern große Freiheiten, was sie bauen wollen, es muss nicht alles handwerklich perfekt sein. Neben Holz gibt es Stoff, Wolle, Farben, Schnüre und Draht als Material. So entstehen Stiftehalter, Vogelhäuschen, Nagelbilder und vieles mehr. „Es geht um den Spaß“, sagt Goldau.
Spaß haben auch die bis zu acht Männer und Frauen, die sich alle vier Wochen in der Evangelischen Kirchengemeinde Stuttgart-Wangen zur Fotogruppe treffen. Jedes Mal bringen die Teilnehmer Fotos zu einem anderen, vorher gestellten, Thema mit. „Wir besprechen die Bilder, auch kritisch“, sagt Roland Siedlecki, der die Gruppe koordiniert: „Was hätte ich anders gemacht?“ Im Oktober ist eine Fotoexkursion nach Tübingen geplant. „Wir fotografieren aber nicht nur Kirchen“, sagt Siedlecki schmunzelnd.
Um Kirchen und deren tierische Bewohner wie Falken, Eulen und Fledermäuse kümmert sich eine Artenschutzgruppe, die sich rund um Pfarrer Emerich Sumser in der katholischen Seelsorgeeinheit Schutterwald-Hohberg-Neuried in der Ortenau gebildet hat. Die Gruppe sorgt mit einfachen Mitteln unter anderem für Wanderfalkenkästen und Nisthilfen.
In der Magdalenengemeinde in Stuttgart wird in der Waldkirche alle zwei Wochen das Tanzbein geschwungen: In ungezwungener Atmosphäre werden unter Leitung von Anke und Bernhard Müller Standard- und Lateintänze erlernt, wird Tanzwissen aufgefrischt und werden neue Figuren eingeübt.
Sehr kreativ ist die Versöhnungsgemeinde in Karlsruhe-Oberreut: Dort gibt es eine Theatergruppe, eine Aquarelle-Gruppe, einen Brettspielabend und seit 2021 die peruanische Tanzgruppe „Mixtura Peru“ mit derzeit 13 Mitgliedern, sie trifft sich zweimal im Monat.
In der methodistischen Friedenskirche in Baiersbronn (Kreis Freudenstadt) gibt es einen Spieletreff, wöchentlich und generationenübergreifend. Das Team hat einen Kellergang mit Regalen versehen und diese randvoll mit Spielen gefüllt.
In Balingen-Endingen treffen sich in der evangelischen Kirchengemeinde junge Leute zum Computerspielen. Es gibt in fast allen Ferien LAN-Partys. Früher wurde mehr „Paladins“ gespielt, inzwischen ist es „Valorant“. (1921/26.08.2024)