Zu Pfingsten wird Jubiläum gefeiert

Hunderte Menschen haben in den vergangenen 25 Jahren das Pilgerkloster Tempzin in Mecklenburg lieben gelernt. Bei Sanierung geht das Kloster vorsichtig vor.

Doris Mertke, Leiterin des Pilgerklosters
Doris Mertke, Leiterin des PilgerklostersMarion Wulf-Nixdorf

Tempzin. Die rutschigen Holzbohlen sind Vergangenheit. Auch die bei Nässe schnell glitschigen Kacheln gibt es nicht mehr. Schritt für Schritt wird am Pilgerkloster Tempzin weiter saniert. Weil der Trägerverein nachkommenden Generationen keine Schulden hinterlassen will, werden keine Kredite aufgenommen Es muss immer erst das nötige Geld da sein, bevor eine Erhaltungs- oder Verschönerungsarbeit begonnen werden kann. Im  Fall der Sanierung der drei Eingänge und der Terrasse waren das 60.000 Euro ohne einen Cent Förderung. Am Seiteneingang fing es an zu bröckeln, erzählt Doris Mertke, die seit 2014 als Leiterin hier lebt und arbeitet.  Die neuen Stufen wurden verlängert, es gibt nun Handläufe.

Auch am Haupteingang entsprechen die Stufen nicht der Verkehrssicherheitsnorm, und das Podest hatte sich  gesenkt. Nun sind sie gepflastert und damit bei Nässe auch nicht mehr glatt. Was sich nach kleiner Arbeit anhört, sei eine große Aktion gewesen, sagt Doris Mertke. „Es wurde an allen drei Stellen – zumindest teilweise – Bauschutt als Grundierung verwendet. Das rutscht halt im Laufe der Jahre doch zusammen. Nun soll alles die nächsten 50 Jahre halten. Oder länger …“.

Es seien nach stabilen, verkehrstechnisch sicheren und möglichst wartungsfreien Varianten gesucht worden, die sich dem Ambiente anpassen – schließlich steht das Haus unter Denkmalschutz. „und wir stehen mit der Behörde bezüglich unserer Bauarbeiten auch in Kontakt.“

Nicht behindertengerecht

An der Rückwand des Hauses ist eine halbrunde Treppe entstanden, „die wird viel besetzt sein in der Abendsonne“, ist sich Doris Mertke sicher. Vormittags scheint die Sonne am Haupteingang und auch da sitzen die Pilger gern. Dass die alte Holzterrasse, die seit zwei Jahren schon desolat war,  eigentlich gar nicht zum Haus passte, habe man erst gemerkt, als sie abgerissen war. Aber alle, die einmal daran mitgebaut hatten, hätten sich schwer getan, sich von ihr zu trennen, erzählt Doris Mertke.

Behindertengerecht ist das Haupthaus, das früher einmal Gutshaus war, leider  immer noch nicht. „Wenn wir innen mal geräumiger renovieren, dann werden wir auch eine Rampe an das Haus bauen. Aber jetzt nützt uns das gar nichts, denn ein Rollstuhl kommt nur bis in die Diele.“

In diesem Jahr feiert das Pilgerkloster in Tempzin 25-jähriges Bestehen. Gefeiert wird Pfingsten, dabei wird auch  Rückschau gehalten werden. Pastor i. R. Joachim Anders, der knapp 20 Jahre mit seiner Frau Magdalene, die im vergangenen Jahr verstorben ist, das Pilgerkloster mit vielen Helfern aufbaute, arbeitet in seinem Ruhestandsort Waren/Müritz an einem Vortrag über das Wachsen und Werden dieses in Mecklenburg einmaligen Ortes.

Miteinander alt geworden

Bis zu diesem Fest sollen die drei Eingänge fertig sein. Vom 6. bis 12. Mai wird zum Frühjahrsputz und Gartenpflege eingeladen – eine ora-et-labora-Woche traditionell im Frühjahr (Bete und arbeite). Wer zu Einkehrtagen kommen möchte, als Einzelpilger oder als Einkehrer, der  hier Ruhe sucht, ist das ganze Jahr über willkommen. „Um die 80 Einzelpilger kommen unterschiedlich lange im Jahr zu uns“, sagt Doris Mertke und ist zufrieden mit dieser Zahl. Zu den einmal im Monat (Mittwochabends) stattfindenden Gottesdiensten „Segnen und Heil werden“  kommen Menschen aus der ganzen Region.

Die Pilgerwege sind gut besucht, sowohl die von Ort zu Ort mit rund 25 Kilometer am Tag als auch die familienfreundlichen mit rund 12 Kilometer am Tag und das Kleeblattpilgern, meist zwischen 15 und 17 Kilometer, bei denen man von Tempzin losgeht und abends wieder ankommt. Es kommen kirchliche, aber auch nicht kirchliche Gruppen, zum Beispiel Wandergruppen oder Gruppen, die hier Seminare durchführen und Herbergsatmosphäre lieben. „Für Gruppen, die keine Fördergelder bekommen, ist es preiswert hier.“ Die Belegung und der Besuch eigener Veranstaltungen sei gut, sagt Doris Mertke weiter.

Glücklich ist Mertke über den „Generationenfluss“. Die Gründergeneration sei miteinander alt geworden, aber es kämen jüngere nach. Dadurch, dass seit fünf Jahren hier das Jugendcamp „Fette Weide“ stattfinde, lernten auch junge Leute diesen besonderen Ort kennen und erinnern sich vielleicht später wieder daran. Eine Frau habe gerade ihren 30. Geburtstag hier gefeiert – sie war mal bei der „Fetten Weide“ gewesen. „Da wächst was nach.“

Doris Mertke will im November 2020 mit der Arbeit in Tempzin aufhören. Weil dieses Datum nun schon bekannt ist, sei Zeit,  eine gute Nachfolge zu finden. Sie habe sich verausgabt und merke manchmal an ihren Reaktionen anderen gegenüber, dass es genug sei, schätzt sie sich selbstkritisch ein. „Ich mache das hier unheimlich gern. Aber ich will die letzten sechs Jahre bis zu meiner Rente nicht mehr leiten, eine Aufgabe haben, bei der ich mich zeitlich abgrenzen kann. Das kriege ich hier nicht hin.“ Außerdem wolle sie noch ihre Kreativität ausleben, weben, malen. „Dazu möchte ich noch Kraft haben. Wenn ich damit bis zur Rente warte, kann ich es vielleicht nicht mehr.“  Ein Gespräch mit dem zuständigen Propst habe es schon gegeben.

Schneller als der Berliner Flughafen

Bis zu ihrem Weggang möchte sie gern, dass die Arbeiten an der Heizung wenigsten begonnen haben. „Wenn man an den Berliner Flughafen denkt, haben wir ein irrsinniges Tempo“, sagt sie lachend und verweist auf das vor zwei Jahren neu gedeckte Dach auf dem Gutshaus, auf die neuen Fenster und die Eingangstür, die nun drei neuen Treppen an den Eingängen, die neue Terrasse.

Das Warmhaus mit dem wunderschönen Saal und den Gästezimmern oben sei saniert.  Viele Spender, viele, die treu jeden Monat eine Summe geben,  beteiligen sich am Erhalt dieses Pilgerklosters, ist sie dankbar. „Das ist eine große Verlässlichkeit. Mit diesen Spenden und damit, dass die Haushaltungskosten über Veranstaltungen  und Belegung gedeckt sind, findet ein Nachfolger eine gute Basis vor.“

Info
Der  nächste Gottesdienst “Segnen und Heil werden“ findet am Mittwoch, 8. Mai, 18.30 Uhr, statt. Der Pilgerweg „Die Lewitz“ findet vom 12. bis 21. Juli statt. Familienpilgern vom 30. Juli bis 4. August, Kleeblattpilgern vom 20 bis 25. August.

Klosterführungen sind nach Absprachen sind nach Absprache jederzeit möglich. Weitere Infos gibt es bei Doris Mertke, An der Klosterkirche 3, in Tempzin, info@pilgerkloster-tempzin.de