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Bayern wirbt um Yad-Vashem-Standort

Die Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem in Jerusalem will schnell darüber entscheiden, an welchem Ort in Deutschland das geplante Bildungszentrum zur Schoah entstehen soll. Die möglichen Standorte in Bayern, Nordrhein-Westfalen und Sachsen sollen bereits in der ersten Dezemberhälfte von Delegationen auf Arbeitsebene in Augenschein genommen werden, wie der Yad-Vashem-Vorsitzende Dani Dayan kürzlich in Jerusalem sagte. Der bayerische Antisemitismusbeauftragte Ludwig Spaenle hat gegenüber Dayan erneut „das große Interesse Bayerns“ an einer Ansiedlung des Bildungszentrums im Freistaat bekundet, wie er auf epd-Anfrage mitteilte.

Klar sei, dass dieser Yad-Vashem-Standort eine bundesweite Einrichtung werden müsse, betonte Dayan. Es werde eine professionelle Auswahl nach einem Kriterienkatalog geben. In einer Machbarkeitsstudie waren die drei Bundesländer ausgewählt worden, wobei etwa die Erreichbarkeit und die Gedenkstättenlandschaft berücksichtigt wurden.

Spaenle traf sich nach epd-Informationen kürzlich bei einer Israelreise erneut mit Dayan und formulierte das Interesse Bayerns. Der Freistaat werde sich auf den Besuch der Kommission im Dezember intensiv vorbereiten und umfassend zu den avisierten Kriterien Stellung nehmen, teilte er mit. Im September hatte Spaenle laut Medienberichten gesagt, sich „mit all unseren Möglichkeiten dafür einsetzen“ zu wollen.

Bei seinem Israelbesuch wurde laut Spaenle auch besprochen, wie sich die Aktivitäten ausweiten lassen, für die 2023 in Yad Vashem ein Rahmenabkommen zwischen der Gedenkstätte und der Staatsregierung vereinbart worden war. Ministerpräsident Markus Söder (CSU) hatte das Abkommen geschlossen mit dem Ziel des Austauschs und der Weiterbildung. Künftig sollten etwa Lehrkräfte und Polizeibeamte die Gedenkstätte besuchen, um ihr Wissen an junge Menschen in Bayern weiterzugeben, hieß es damals.

Am Donnerstag hatte sich Dayan mit einer Delegation des nordrhein-westfälischen Landtags getroffen, die zu einem Solidaritätsbesuch nach Israel gereist war. Zuvor hatte NRW-Staatskanzleichef Nathanael Liminski (CDU) Israel besucht. Zudem wurde mit einer von NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst (CDU) und Dayan unterzeichneten Vereinbarung die Kooperation des Bundeslandes mit Yad Vashem fortgeschrieben.

Laut dem Vizepräsidenten des Zentralrats der Juden, Abraham Lehrer, kam die Idee zu einer Gedenkstätte in Deutschland vor vier Jahren auf. Die Bundesregierung von Union und SPD hat in ihrem Koalitionsvertrag vereinbart, die „Einrichtung eines Yad Vashem Education Centers in Deutschland“ zu unterstützen. Im Mittelpunkt der Erinnerungskultur stehe die Auseinandersetzung mit der NS-Verbrechensherrschaft und der Singularität der Schoah. Die Yad-Vashem-Einrichtung in Deutschland wäre die erste außerhalb von Israel. (3421/31.10.2025)