Wohncontainer für Hamburger Lampedusa-Flüchtlinge aufgestellt

Hamburg. Im Kirchgarten der St. Pauli-Kirche sind am Donnerstag acht Wohncontainer für die Lampedusa-Flüchtlinge aufgestellt worden, die seit Juni auf dem Kirchenboden schlafen. Die Container sollen der „temporären öffentlichen Unterbringung“ von Flüchtlingen bis Ende Mai 2014 dienen, sagte St. Pauli-Pastor Sieghard Wilm. Für weitere Container auf dem Gelände der Christianskirche in Ottensen stünde die Genehmigung unmittelbar bevor. Dann könnten auch dort bis zu 18 weitere Container aufgestellt werden.

Zur Grundausstattung jedes Containers gehören ein Bett, ein Stuhl und ein Spind pro Person plus ein gemeinsamer Tisch. Ausgerichtet sind sie auf je zwei oder drei Personen. Die Gesamtkosten für die Miete während des Winters inklusive Nebenkosten belaufen sich auf etwa 70.000 Euro. "Sobald die Flüchtlinge sich bei den Behörden gemeldet haben, besteht die Pflicht zur regulären öffentlichen Unterbringung durch die Stadt", so Wilm.
Die Stadt habe signalisiert, dass sie dankbar sei, wenn die Nordkirche ihr bei der öffentlichen Unterbringung helfe. Derzeit verhandeln das Diakonische Werk und die Sozialbehörde über die Abwicklung der Kosten. Denn jedem Flüchtling, der bei der Sozialbehörde Antrag auf humanitäres Bleiberecht gestellt hat, stehen eine Unterkunft, Verpflegung, die Übernahme von Arztkosten sowie Leistungen vom Sozialamt zu.

"Es ist unsere Pflicht als Kirche, uns weiter um die Männer zu kümmern"

Die St. Pauli-Kirche werde weiterhin die Verpflegung und Deutschkurse organisieren und berate die Männer. "Es ist unsere Pflicht als Kirche, uns weiter um die Männer zu kümmern", so Wilm. Die Gemeinde ist dabei nach wie vor auf Spenden und ehrenamtliche Helfer angewiesen.
Die ersten Container standen am Donnerstagabend zum Einzug bereit. Einige Flüchtlinge würden während der Übergangszeit noch weiter in der Kirche schlafen, sagte St. Pauli-Pastor Martin Paulekun. Die Stadt hatte die Genehmigung nur unter der Bedingung erteilt, dass sich die Bewohner vorher bei den Behörden melden. Kontrollieren könne man dies jedoch nicht. "Aber wir sprechen ja mit den Männern und sehen, dass viele unmittelbar vor diesem Schritt stehen", so Paulekun.

Viele Männer stellen Antrag auf Bleiberecht

Von den knapp 70 Personen hätten bis zum Donnerstag 54 Antrag auf humanitäres Bleiberecht gestellt, bestätigte die Innenbehörde auf epd-Anfrage. 35 von ihnen haben bereits auf Vermittlung der Kirche persönlich vorgesprochen.
Auf dem Grundstück der Christianskirche Ottensen könnten bis zu 14 weitere Wohncontainer sowie vier mit Sanitäranlagen und einem Aufenthaltsraum aufgestellt werden. "Wir stehen in den Startlöchern", sagte Jürgen Reißner vom Kirchenkreis Hamburg-West. "Sobald die Genehmigung da ist, legen wir los." Auch die Gemeinde Sülldorf-Iserbrook hatte einen Bauantrag für Flüchtlings-Container gestellt. Dieser wurde für das Grundstück der Martin-Luther-Kirche Iserbrook bereits bewilligt. Derzeit warte man ab, ob die Unterkünfte in den anderen beiden Gemeinden ausreichen, sagte der stellvertretende Pressesprecher der Nordkirche, Mathias Benckert. Bei Bedarf könnten dort kurzfristig weitere Container aufgestellt werden.