Wo auch Angehörige Hilfe brauchen

Die Tagespflege Alten Eichen in Hamburg bietet einen Kurs an, in dem sie die Begleitung sterbender Menschen lernen können. Dafür müssen sie sich jedoch auch mit ihren eigenen Erfahrungen auseinandersetzen.

Die Kursleiterinnen Vera Hekel (li.) und Andrea Martha Becker
Die Kursleiterinnen Vera Hekel (li.) und Andrea Martha BeckerMarieke Lohse

Hamburg. Noran kommt aus dem medizinisch-pflegerischen Bereich und sagt, „für mich gehören Leben und Tod einfach zusammen“. Sie finde es wichtig, dass Menschen vor dem Tod nicht allein sind. Jürgen hat schon Familienmitglieder verloren und weiß daher, wie wichtig es ist, dass Menschen einem Sterbenden zuhören und ihn unterstützen. Ingo ist schon älter und will nach einem erfüllten Berufsleben und der Freude an Kindern und Enkel­kindern jetzt für Menschen da sein, die am Ende ihres Lebens stehen.

Alle drei sind zusammen mit weiteren Besuchern an diesem Abend in die Tagespflege Alten Eichen im Hamburger Stadtteil Stellingen gekommen, um sich über einen Vorbereitungskurs für ehrenamtliche Hospizbegleiter zu informieren. Wer ihn absolviert hat, kann anschließend selbst als Helfer für den Dienst arbeiten.
Die Ehrenamtlichen des Dienstes besuchen die Kranken zu Hause oder in Pflegeheimen und Hospizen. Sie unterhalten sich mit ihnen und hören ihnen zu. Wenn es gewünscht ist, gehen sie auch mit ihnen spazieren oder einkaufen. „Manchmal begleiten wir sogar eher die Angehörigen, weil die mehr Begleitung brauchen als die sterbende oder kranke Person selbst“, sagt Andrea Martha Becker, die Koordinatorin des Hospizdienstes. Die Arbeit der Tagespflege ist unabhängig von Konfession und Kirchenzugehörigkeit. Zum Einsatzgebiet gehören die Stadtteile Stellingen, Eidel­stedt, Schnelsen, Altona, Lurup, Lokstedt, Eimsbüttel und Niendorf.

Gespür für Menschen

Beckers Aufgabe ist es, die Ehrenamtlichen an die richtigen Kranken und Familien zu vermitteln. Dafür braucht sie ein gutes Gespür für Menschen. Den ersten Besuch bei den Kranken macht sie selbst. Sie spricht mit ihnen, fragt nach Interessen, tauscht sich mit den Angehörigen aus und schaut sich das Umfeld an. Erst, wenn sie sich ein Bild gemacht hat, sucht sie den geeigneten Ehrenamtlichen.

Wie man Sterbende am besten begleitet, darauf gebe es keine Pauschalantwort. Es hängt auch von den Ehrenamtlichen ab, die ebenfalls sehr unterschiedlich sind, macht Becker klar. In dem Dienst engagieren sich Rentner, die viel Zeit haben, aber auch junge Eltern oder Studenten. Die Altersspanne reiche von 30 bis 85 Jahren, berichtet Becker. „Ein wichtiger Teil des Kurses ist der tiefe Respekt voreinander, auch vor der Andersartigkeit des anderen Ehrenamtlichen“, sagt sie.

Eine formelle Qualifikation muss man nicht mitbringen, um Hospizbegleiter zu werden. Wichtiger sind die menschlichen Qualitäten. Sensibilität, Einfühlungsvermögen und Achtsamkeit zählt Becker auf. Wer mit dem Tod umgeht, muss sich auch seinen Ängsten stellen und sich mit der eigenen Erfahrung und Haltung auseinandersetzen. „Begleiten heißt auch viel aushalten“, sagt Becker.

Aha-Erlebnisse erwartet

Einmal im Monat finden deshalb Supervisionstreffen für alle Ehrenamtlichen statt. Dort können sie darüber reden, was sie gerade beschäftigt oder was sie erlebt haben. Die Teilnahme ist verpflichtend, so Becker. Ganz selten kommt es vor, dass der Dienst jemanden, der sich für das Ehrenamt interessiert, nicht aufnimmt. Zum Beispiel, weil er gerade erst selbst einen Angehörigen verloren hat.

Der Kurs gliedert sich in Grundkurs, Praxis- und Vertiefungskurs und findet an sieben Wochenenden von Februar bis Juni statt. Die Praktikumsphase mit Coaching ist dazwischen eingeplant. Zu den Themen des Kurses zählen unter anderem Themen wie Erkrankungen, Schmerz, Demenz und Trauer. Es gehe ihnen nicht nur um Wissensvermittlung, sagt Vera Hekele, Fachkraft für Palliative Care und Trauerbegleiterin, die den nächsten Kurs mit leiten wird, sondern auch darum, dass die Inhalte Aha-Erlebnisse auslösen. Die Teilnehmer sollen ihre eigene Lebenserfahrung einbringen können. Mit dem Kurs ist die Ausbildung nicht vorbei. An sechs Gruppenabenden und vier Tagesfortbildungen im Jahr bilden sich die Ehrenamtlichen weiter.

Info
Der Grundkurs beginnt am Freitag, 7. Februar, in der Tagespflege Alten Eichen. Wer ihn absolvieren möchte, muss zuerst ein Informationsgespräch führen. Anmelden kann man sich dazu unter Tel. 040 / 5487 1680 oder per E-Mail an hospiz@diakonie-alten-eichen.de.