Wittenberger Thesentür beschmiert – Hakenkreuz auf Vorplatz

Täter schlugen nachts zu. Jetzt ermittelt der Staatsschutz. Erst vor kurzem gab es einen weiteren Vorfall an der Schlosskirche.

Die Schlosskirche ist im Oktober wieder eingeweiht worden (Archivbild)
Die Schlosskirche ist im Oktober wieder eingeweiht worden (Archivbild)Steffen Schellhorn / epd

Wittenberg/Dessau-Roßlau. Unbekannte haben in der Nacht zu Sonntag die legendäre Thesentür der Schlosskirche in Wittenberg (Sachsen-Anhalt) mit blauer Farbe beschmiert. Zudem wurden Teile des Vorplatzes des Kirchenportals unter anderem mit einem blauen Hakenkreuz verunstaltet, wie ein Sprecher der Polizeidirektion Sachsen-Anhalt Ost am Sonntag in Dessau-Roßlau bestätigte. An die Kirchentür soll der Reformator Martin Luther (1483-1546) am 31. Oktober 1517 seine 95 Thesen gegen die Missstände der Kirche seiner Zeit genagelt haben.
Die Schmierereien seien mittlerweile entfernt worden, sagte der Polizei-Sprecher. Wegen des Hakenkreuzes habe der Staatsschutz die Ermittlungen übernommen. Einen derartigen Angriff auf diesen symbolträchtigen Ort habe es bislang nicht gegeben. Anfang November hatte ein dänischer Performance-Künstler mit einem Nacktauftritt an der mit einem Gitter geschützten Kirchentür für Aufsehen gesorgt. Nur mit Schal und bunten Socken bekleidet klebte er seinen Penis an die Thesentür und rezitierte dabei das Luther-Zitat: "Hier stehe ich, ich kann nicht anders." Gegen ihn wird wegen des Verdachts exhibitionistischer Handlungen sowie Hausfriedensbruchs ermittelt.
Die Thesentür ist ein beliebtes Fotomotiv bei Touristen. Der legendäre Thesenanschlag gilt als Ausgangspunkt der weltweiten Reformation vor 500 Jahren, die die Spaltung in evangelische und katholische Kirche zur Folge hatte. Die Original-Thesentür, die aus Holz war und bei einem Brand zerstört wurde, wurde 1858 durch eine Bronze-Tür ersetzt. Die Wittenberger Schlosskirche war Anfang Oktober nach mehrjähriger Restaurierung feierlich wiedereröffnet worden. (epd)