Winternotprogramm für Wohnungslose gestartet

Immer mehr Menschen nutzen das Angebot. Diakonie fordert Landesregierung zu mehr Sozialwohnungen auf.

Immer mehr Menschen sind im Norden obdachlos (Symbolbild)
Immer mehr Menschen sind im Norden obdachlos (Symbolbild)

Rendsburg. Das Diakonische Werk Schleswig-Holstein hat das landesweite Winternotprogramm für Wohnungslose gestartet. Es unterstützt sie in der kalten Jahreszeit mit Schlafsäcken, warmer Kleidung und zusätzlichen Notunterkünften. "Wir wollen verhindern, dass auf der Straße lebende Menschen bei Frost und Schnee erkranken oder erfrieren", sagt Landespastor Heiko Naß. 
Nach Diakonie-Angaben ist die Zahl der Wohnungslosen und von Wohnungslosigkeit bedrohten Menschen stetig gestiegen. 2016 nahmen etwa 7.500 Menschen die Beratungsstellen und Notunterkünfte der Diakonie in Anspruch, rund 16 Prozent mehr als 2015. Bei jungen Erwachsenen zwischen 18 und 25 Jahren fiel der Anstieg besonders hoch aus. In dieser Gruppe verdoppelte sich die Zahl auf knapp 2.300. Besonders angespannt bleibt die Lage in den Städten Flensburg, Kiel, Lübeck und Neumünster. Das Land fördert das Programm mit 20.000 Euro. Die Diakoniestiftung hat ihre Gelder auf 11.000 Euro aufgestockt.

Großer Andrang

Eine wesentliche Ursache für den Anstieg sei neben den persönlichen Notlagen der Betroffenen der hohe Druck auf dem Markt für bezahlbare Wohnungen, beklagte Naß. Während immer mehr Sozialwohnungen aus der Bindung fallen, wachse gleichzeitig die Zahl der Bedürftigen. Die Diakonie fordert die Landesregierung auf, den Bau von Sozialwohnungen zügig voranzutreiben. Außerdem sollten dringend zusätzliche Plätze in Notunterkünften geschaffen und die Beratung gestärkt werden.
Das Winternotprogramm richtet sich vor allem an Wohnungslose, die "Platte machen", also nur auf der Straße leben. Sie haben kein festes Dach über dem Kopf und lehnen es ab, in den bestehenden Notunterkünften zu übernachten. "Wir helfen ihnen, die kalten Nächte unbeschadet zu überstehen", sagte Naß.
Für viele andere Wohnungslose bleiben die diakonischen Notunterkünfte etwa in Kiel, Lübeck, Neumünster, Flensburg und Rendsburg als Anlaufadresse. Die Einrichtungen stoßen aber zunehmend an ihre Grenzen. "Bei uns im Bodelschwingh-Haus ist der Andrang so groß, dass wir bereits in den Fluren Matratzen auslegen mussten", sagt Lutz Regenberg von der Vorwerker Diakonie in Lübeck. Landespastor Heiko Naß versichert aber, dass kein Hilfesuchender abgewiesen wird. (epd)