Wie sich junge Menschen für die Natur engagieren

Seit 25 Jahren setzen sich junge Leute beim Freiwilligen Ökologischen Jahr (FÖJ) für die Schöfpung Gottes ein. Ein Besuch bei einer begeisterten 18-Jährigen im Kloster Nütschau.

Bruder Elija Pott, Schaf Rapunzel und FÖJ-lerin Birga Müller-Stosch vor den Kloster Nütschau
Bruder Elija Pott, Schaf Rapunzel und FÖJ-lerin Birga Müller-Stosch vor den Kloster NütschauThorge Rühmann

Travenbrück. Das Schaf Rapunzel grast friedlich auf einer Wiese hinter dem Kloster Nütschau. Es ist erst drei Monate alt und musste als Flaschenlamm aufgepäppelt werden, weil es nicht von der Mutterzitze trinken wollte. Eine Aufgabe wie geschaffen für Birga Müller-Stosch: Sie macht derzeit ein Freiwilliges Ökologisches Jahr im Kloster – und sie liebt Schafe.
„Ich war selbst nie dabei, als die Lämmer geboren wurden“, sagt die 18-Jährige aus Stade. „Aber es war eine tolle Überraschung, morgens in den Stall zu kommen und zu entdecken, dass da jetzt noch zwei kleine Schafe mehr sind.“ Neben der Herde Moorschnucken kümmert sie sich gemeinsam mit Bruder Elija Pott um die Bienenstöcke und den Klostergarten. „Das Freiwillige Ökologische Jahr hat viel verändert für mich. Nicht nur in Bezug auf das Umweltbewusstsein – ich meine auch die mentale Einstellung. Man nimmt so vieles anders wahr“, sagt Müller-Stosch. Sie habe vorher nicht gewusst, wieviel Arbeit beispielsweise in einem Glas Honig steckt. Das sei ihr erst bei der Arbeit in der Imkerei des Klosters klar geworden, als sie die Bienen versorgte und half, den Honig zu ernten.
Das Klosterleben sei nicht so streng, wie häufig gedacht werde, so Müller-Stosch. „Es ist eigentlich sehr offen, sehr locker – das ist für mich gerade das Schöne.“ Fünf Mal am Tag beten die Mönche des katholischen Klosters. Sich selbst beschreibt die FÖJ-lerin als „manchmal eher ungeduldig“. In der Stille des Klosters wurde sie damit stärker denn je konfrontiert – und konnte in Ruhe daran arbeiten. „Nütschau hat seinen eigenen Rhythmus. Hier ist alles ein bisschen langsamer. Man lernt, zu entschleunigen.“

Land finanziert FÖJ mit Millionensumme

Bei einem FÖJ engagieren sich junge Menschen im Naturschutz und in der Umweltbildung. Pünktlich zur 25-Jahr-Feier der Initiative auf dem Koppelsberg bei Plön bewilligte das Land einen auf drei Jahre befristeten Zuschuss von jährlich 1,2 Millionen Euro. Bischof Gothart Magaard, Schirmherr des FÖJ in der Nordkirche, sagte: „Wir haben allen Grund, für diese Erfolgsgeschichte dankbar zu sein. Erfahrungen, die man als junger Mensch macht, prägen oft ein Leben lang.“ Vielfach engagierten sich die Teilnehmer des FÖJ auch später als Multiplikatoren in allen Bereichen der Gesellschaft für den aktiven und nachhaltigen Schutz der Schöpfung Gottes, so Magaard.
Aktuell bieten die Nordkirche und die Gemeinschaft Wattenmeer als Träger 167 FÖJ-Plätze an. Das Interesse sei enorm, so Pastorin Birgitt Fitschen, die die FÖJ-Stellen koordiniert. Jedes Jahr gebe es mehr als 1000 Bewerbungen von jungen Menschen zwischen 16 und 27 Jahren. Die FÖJ-ler in der Nordkirche arbeiten beispielsweise im Weltladen oder in der Urlauberseelsorge. Fitschen: „Man wird zwar nicht reich dabei, aber man ist unabhängig von den Eltern und kann etwas Sinnvolles tun.“
Das gilt auch für Birga Müller-Stosch im Kloster Nütschau. Bis Ende Juli hütet sie noch die Schafe, dann will sie ein Studium beginnen. Das FÖJ, so ihr Fazit, habe ihr viel gebracht. Am liebsten würde sie verlängern: „Ich mag gar nicht weggehen!“
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