Wie Pastor Matthes ein Konfirmationsmuseum aufbaute

Mehr als 2000 Konfirmationsurkunden, Karten, Geschirr und Besteck – der Hamburger Christian Matthes sammelt alles rund ums Thema Konfirmation. Seine Exponate zeigt der Pastor im Ruhestand in einem Museum.

Christian Matthes, Pastor im Ruhestand, inmitten seiner Exponate
Christian Matthes, Pastor im Ruhestand, inmitten seiner ExponateKristina Larek

Bahrenfeld. Eine kleine, weiße Kunststofftasche mit blaugrünen Figuren und Bäumen liegt in einer Vitrine. Sie hat etwa die Größe eines Topflappens, ist mit einem Druckknopf versehen und hat mehrere Fächer. Es ist eine Strumpftasche. Früher haben Frauen darin ihre teuren Nylonstrümpfe aufbewahrt und transportiert. Im Falle einer Laufmasche haben sie den Ersatz schon dabei gehabt, vorsichtshalber. „Ich habe die Tasche von einer Dame. Sie hat sie zu ihrer Konfirmation bekommen“, erzählt Christian Matthes mit einem Lächeln.
Der pensionierte Pastor hat im Mai 2001 ein Konfirmations-Museum gegründet. Nachdem es in mehreren Gemeinden in Hamburg und Neumünster keinen Platz mehr für seine Sammlung gab, ist er mit dem kleinen Museum inzwischen in einen Raum in der Lutherkirche in Bahrenfeld gezogen.
Die Idee zu dem Konfirmationsmuseum kam eher zufällig. Denn das erste Stück seiner Sammlung war die Konfirmationsurkunde seines Großvaters. Christian Matthes hat sie im Nachlass seiner Großmutter gefunden. „Die Urkunde von 1891 war sehr viel schöner als die Urkunden, die ich bisher kannte.“ Seit diesem Tag in den 80er-Jahren hat er sich unter anderem auf Flohmärkten nach Erinnerungsstücken an die Konfirmation umgesehen. Inzwischen kauft er seine Exponate auch im Internet, bekommt sie von Freunden, Verwandten und Bekannten, und manchmal bringen Besucher seiner Ausstellung auch eigene Erinnerungsstücke mit. „Manchmal übergeben sie es mir, damit es nach ihrem Tod nicht verloren geht.“

Urkunden aus aller Welt

In vier Vitrinen, einigen Regalen und Bilderrahmen befinden sich die gesammelten Schätze, darunter rund 2000 Konfirmationsurkunden und Karten aus aller Welt, Geschirr, Besteck und Poesiealben. Das älteste Stück der Sammlung ist eine Konfirmationsurkunde von 1831. Sie ist gedruckt, ohne Bilder. Die Urkunde stammt aus dem Warthegau, einer im zweiten Weltkrieg vom Deutschen Reich annektierten Region des heutigen Polen. „Ich hab sie hier in Wedel auf dem Flohmarkt gekauft. Ganz zufällig – der Verkäufer wusste nichts damit anzufangen, hat sie mir also fast geschenkt“, erzählt Christian Matthes.
Inzwischen hat er Urkunden aus beinahe allen Ländern der Welt, in denen es evangelische Kirchen gibt: aus Südafrika, Russland, USA, Schweden und Italien. Eines haben viele ältere Urkunden gemeinsam: Sie sind in Hamburg gedruckt. Die oftmals kleinen Gemeinden haben sich keine eigene Urkunde geleistet, sondern an die Agentur des Rauhen Hauses geschrieben. Dort ist dann der Text übersetzt und die Karte zum Beispiel für eine kleine Gemeinde im Baltikum gedruckt worden. „So sind dann in allen möglichen Sprachen dieselben Urkunde von der Agentur des Rauhen Hauses aufgetaucht“ erzählt Christian Matthes.

Früher wurde anders geschenkt

Während sich die Jugendlichen heute zur Konfirmation meist Geld wünschen, gab es früher Zeichen des Erwachsenwerdens. Ein beliebtes Geschenk für Jungen war die Uhr. „Mit der Uhr bekam man die Verantwortung, selbst auf die Zeit zu achten“, sagt Christian Matthes. Oft gab es dazu auch das erste Rasierzeug. Mädchen haben häufig etwas für die Aussteuer bekommen, also Geschirr, Besteck oder Bettwäsche. Zwei Stücke, die sehr deutlich zeigen, dass die Konfirmation damals das Erwachsensein eingeläutet hat, hat Christian Matthes auch in der Sammlung: ein Bierglas und ein Weinglas mit der Aufschrift: „Alles Gute zur Konfirmation.“
Mit seinem Konfirmations-Museum macht er auch bei der Aktion „Kultur im Koffer“ mit, tritt in Seniorenheimen auf. Außerdem stellt er seine Sammlung interessierten Gemeinden zur Verfügung. In mehreren Bilderrahmen hat er eine Reise durch die Geschichte der Konfirmation vorbereitet, die Gemeinsamkeiten, Unterschiede und Entwicklungen zeigt. Er geht aber auch gern mit seinen Stücken in Konfirmanden- oder Seniorengruppen und empfängt sie nach Vereinbarung auch im kleinen Konfirmations-Museum in der Lutherkirche in Bahrenfeld.