Wie Jana auf Youtube von ihrem Glauben erzählt

Vor einem Jahr begann mit „Jana“ das EKD-Experiment eines christlichen Youtube-Kanals. Mittlerweile hat sie mehr als 14.000 Abonnenten. Die evangelische Kirche will den Kanal vorerst weiterführen. Kritik gibt es an Janas konservativem Familienbild.

Jana Highholder bei Aufnahmen zum Youtube-Kanal "Jana"
Jana Highholder bei Aufnahmen zum Youtube-Kanal "Jana"Jörn Neumann / epd

Frankfurt a.M. Im Video sitzt eine junge, fröhliche Frau mit blonden Locken auf ihrer Couch mit einer Schale Erdbeeren und einer Tasse Kaffee. Die junge Frau ist die 20-jährige Medizinstudentin Jana Highholder, die die Fragen ihrer Follower beantwortet: Es geht um alternative Medizin und um die beste Lerntaktik. Dann spricht Jana plötzlich über ihren Glauben, und es fallen Sätze wie: „Christ sein bedeutet nicht, ich verstecke mich in meinen vier Wänden und bete den ganzen Tag“ und „Ich möchte nicht weltfremd sein in meinem Glauben“.

Highholder ist das Gesicht des Youtube-Kanals „Jana“. Der Kanal ist Teil der Medienstrategie der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD). In einer Zeit, in der die Reform der Kirche auch an ihrem Fortschritt in der digitalen Kommunikation gemessen wird, scheint es geboten, junge Menschen im Netz besser zu erreichen.

Ziel war es, Highholder zur christlichen Influencerin zu machen. Die 20-Jährige wirbt nicht für Beauty- oder Lifestyle-Produkte – sondern für eine gute Beziehung zu Gott. Bei dem Projekt sei es nicht darum gegangen, einen „Kirchenkanal“ zu etablieren, sagt Thomas Dörken-Kucharz, einer der Verantwortlichen des Kanals. „Wir wollten ausprobieren, ob Glaube als Thema in den sozialen Medien funktioniert – mit einer Person verbunden, die dafür einsteht.“

Erwartungen übertroffen

Vor einem Jahr startete das Experiment. Mittlerweile hat „Jana“ mehr als 14.000 Abonnenten. Ursprünglich sollte das Projekt ein Jahr lang finanziert werden. Jüngst hat die EKD beschlossen, dass „Jana“ mindestens bis Ende 2019 weitere Inhalte liefern soll. Daneben soll ein Konzept entstehen, um weiteren christlichen Influencern eine Plattform zu bieten. Denn die Community der Gläubigen im Netz ist vielfältig. Immer mehr junge Theologen sind auf Youtube und Instagram aktiv, auf Twitter tauschen sich kirchlich Engagierte unter dem Hashtag #digitaleKirche aus.

Verantwortlich für die Inhalte sind im Auftrag der EKD das Gemeinschaftswerk der Evangelischen Publizistik (GEP) und die Arbeitsgemeinschaft der Evangelischen Jugend in Deutschland (aej). Beide Organisationen reden bei der redaktionellen Gestaltung und Auswahl der Themen mit. Sie sehen Jana als Erfolg: Zumindest die Erwartungen habe man übertroffen. Die rund 120 Videos erreichen laut den Machern mehr Menschen als erwartet. Über eine halbe Million Mal wurden die Videos bislang angesehen. Zahlen dazu, was der Kanal kostet, will die EKD nicht veröffentlichen.

Highholder, die für ihre Videos ein Honorar erhält, versteht sich selbst als Künstlerin. Begonnen hat sie mit Poetry Slam. Ihre Texte und Gedichte handeln von ihrem Glauben. Aufgewachsen ist die 20-Jährige mit zwei Brüdern in einem christlichen Elternhaus. In der Freien evangelischen Gemeinde in Koblenz wurde sie religiös sozialisiert. Bibeltreu und fromm, aber gleichzeitig mitten im Leben und manchmal frech – Highholder ist eine Vertreterin der „Generation Lobpreis“. Sie gehört zur Gruppe hochreligiöser Jugendlicher, in deren Alltag der Glaube einen hohen Stellenwert einnimmt, die regelmäßig beten, in der Bibel lesen und Lobpreis-Musik hören – aber kaum Anbindung an kirchliche Institutionen haben.

Kein Sex vor der Ehe

Einige von Highholders Auffassungen rufen Kritik hervor. Auf ihrem Instagram-Channel spricht sie sich gegen Sex vor der Ehe aus. Die Passage findet sich in ihrer Instagram-Story „Q&A“. Nach der Veröffentlichung eines Youtube-Videos zur Rolle der Frau in Bibel und Christentum wurde Highholder vorgeworfen, ein einseitiges Frauenbild zu vertreten. Sie hatte in Anlehnung an ein Bibelzitat die Rolle des Mannes als Oberhaupt der Familie befürwortet. In christlichen Medien entstand danach eine Debatte, ob es richtig ist, dass die EKD einen Kanal finanziert, der jungen Zuschauern ein eingeschränktes Familienbild vermittelt.

Medienpädagogin Maja Götz kann die Kritik nachvollziehen. In den Videos werde aber deutlich, dass Highholder nur für sich spreche und von ihren Followern nicht verlange, so zu denken wie sie, sagt Götz. Weil sie aber gerade für ihre jüngeren Follower als Orientierung diene, solle die EKD an anderer Stelle vielfältigere Positionen ermöglichen.

An Highholder geht die Kritik nicht spurlos vorüber. Dennoch wirkt sie kämpferisch: „Ich werde lieber kritisiert für das, was ich tue, als nicht kritisiert zu werden, weil ich nichts tue“, sagt sie. Sie sei an dem Projekt aber auch menschlich gewachsen. Auf dem Kanal sollen als nächstes neue Videos zu gesellschaftlich umstrittenen Themen veröffentlicht werden: Ein Video zum Thema Abtreibung ist derzeit in Planung. (epd)