Wie eine Kirchengemeinde klimaneutral heizen will

Eine Kirche, das Pastorat und die Kita sollen mit einer aufwändigen Anlage versorgt werden. Dabei helfen Holz-Pellets. Im Herbst geht’s los.

Marcel Hinrichsen (li.) und Jürgen Kreuzfeldt verlegen die Fußbodenheizung im Kircheninneren
Marcel Hinrichsen (li.) und Jürgen Kreuzfeldt verlegen die Fußbodenheizung im KircheninnerenSteffi Niemann / Kirchenkreis

Lütau. Dort, wo vor einigen Monaten der Blick auf die Wiese hinter dem Lütauer Pastorat noch frei war, steht jetzt ein Heizhaus, genauer gesagt eine Holzhackschnitzelheizanlage. Es beinhaltet zwei Lagerräume für Knickholz und einen Heizraum inklusive Heizkessel und zwei Wasserspeicher. Auch die Solarthermie-Anlage ist aufgebaut und dient künftig zur Warmwassererzeugung.

„Wir haben richtig was geschafft“, erklärt Michael Eggers, Vorsitzender der Kirchengemeinderates Lütau, das nördlich von Lauenburg liegt. In greifbare Nähe sei das Ziel gerückt, ab Herbst die Kirche St. Dionys und St. Jakobus, das Pastorat und den Kindergarten mit erneuerbarer Energie für Heizung und Warmwasser zu versorgen, so Eggers. Die Heizanlage werde mit Knickholzabfällen von Kirchengemeindeflächen befeuert, die per Radlader in die beiden Lager gefüllt würden. Die Klimaziele der Kirchengemeinde werden auch von der „Aktivregion Sachsenwald-Elbe“ unterstützt werden, in dessen Vorstand er sich daher mittlerweile auch engagiere, berichtet Eggers weiter. Dann zeigt er auf einen kleinen, grünen Aschebehälter. „Eine hochwertige Rauchgas-Entstaubung ist auch verbaut.“

Verteiler im Keller des Pastorats

Im Heizraum befinden sich zwei Wassertanks als sogenannte Pufferspeicher, einer für die Solarthermie-Anlage, einer für die Heizung. „Sie können 2000 Liter Wasser aufnehmen und haben integrierte Schichtspeicher, da sich bei niedriger Temperatur das Wasser besser verteilen lässt“, Michael Eggers. Ein weiterer Baustein der Anlage ist die Verteilstation, die sich im Keller des Pastorates befindet. Olaf Dey vom Kirchengemeinderat erklärt: „Diese kleine Anlage verteilt das warme Wasser an das Pastorat, die Kirche und die Kita. Ein dritter Wassertank dient als Pufferspeicher. Die Anlage wird jetzt mit Wasser befüllt, das mit einer Entsalzungsanlage aufbereitet wird“.

Die Kirche St. Dionys und St. Jakobus
Die Kirche St. Dionys und St. JakobusSteffi Niemann / Kirchenkreis

Die Lösung der Frage, wie das warme Wasser vom Heizhaus in die Kirche kommt, sei „sehr abenteuerlich“, gewesen, sind sich Michael Eggers und Olaf Dey einig. Zuerst habe man versucht, den Boden des Kita-Parkplatzes aufzugraben. Das Vorhaben sei aber an den großen und tiefen Wurzeln der teils sehr alten Bäume gescheitert, erklärt Eggers. Die Rettung sei von eine Kieler Fachfirma gekommen, die ein Spülbohrverfahren zusagte. So hätten die Wasserrohre unterirdisch direkt bis zur Kirche verlegt werden können.

In der Kirche arbeiten derzeit die Handwerker Jürgen Kreuzfeldt und Marcel Hinrichsen von der Kirchenbauhütte Lübeck-Lauenburg daran, die Fußbodenheizung unter den abmontierten Kirchenbänken einzubauen und Estrich zu verlegen. „Im Anschluss kommen Eichendielen darauf und die Bänke wieder in das Kircheninnere“, erklärt Kreuzfeldt. Ab Herbst soll die Heizanlage dann alle drei Gebäude klimaneutral beheizen.

Schautafeln erläutern Projekt

Im Keller des Heizraums soll das „Bildungszentrum“ seine Heimat finden. Außerdem soll eine Schautafel an der Straße installiert werden, die mit Bildern und Symbolen die Heizanlage erklärt, sagt Annette Piening vom Klimaschutzbüro der Nordkirche. „Wir freuen uns, dass auch das Informationsangebot konkrete Formen annimmt.“ Den Anfang bildeten Informationstafeln rund um das Thema „Klimafreundlich mit Knickhölzern und Sonne heizen“ und Bildungsangebote für Kinder und Schulklassen, so Piening.

Mit diesem Holz soll bald geheizt werden
Mit diesem Holz soll bald geheizt werdenSteffi Niemann / Kirchenkreis

Die Kosten für das gesamte Projekt belaufen sich voraussichtlich auf rund 827.000 Euro. Darin sind auch die Kosten für das Informationsangebot enthalten. Als ausgewählte Maßnahme des Klimaschutzmanagements der Nordkirche wurden Mittel der Nationalen Klimaschutzinitiative bewilligt – der Bund beteiligt sich mit 200.000 Euro an den Kosten. Weitere Zuschüsse in Höhe von 100.000 Euro kommen von der EU durch den Europäischen Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des ländlichen Raums und vom Land Schleswig-Holstein über die AktivRegion Sachsenwald-Elbe. Die weiteren Kosten teilen sich die Kirchengemeinde Lütau, der Kirchenkreis Lübeck-Lauenburg und die Nordkirche.

Info
Steffi Niemann arbeitet in der Medienabteilung des Kirchenkreises Lübeck-Lauenburg.