Wie ein Militärpfarrer Soldaten in Kabul betreut

Zehn Wochen lang ist Militärpfarrer Andreas-Christian Tübler im Einsatz in Kabul. Bei der Betreuung der Soldaten ist vor allem eines gefragt: Fingerspitzengefühl.

Andreas-Christian Tübler ist als Seelsorger in Afghanistan
Andreas-Christian Tübler ist als Seelsorger in AfghanistanPrivat

Kabul/Hamburg. Nach den Worten von Militärpfarrer Andreas-Christian Tübler (60) ist die Atmosphäre im afghanischen Bundeswehr-Stützpunkt Kabul gut. Allerdings sei die Stimmung angesichts der Sicherheitslage immer etwas angespannt, sagte Tübler in seiner Halbzeit-Bilanz dem Evangelischen Pressedienst (epd). Rund ein Viertel der Soldaten würde die Gottesdienste besuchen. Am 12. Juli war der evangelische Pastor aus Appen bei Hamburg nach Afghanistan gereist, um zehn Wochen lang die deutschen Soldaten in Kabul zu betreuen. Mit der Operation "Resolute Support" unterstützt und berät das Militär hier afghanische Sicherheitskräfte.
Als seine wichtigste Aufgabe sieht Tübler die persönlichen Gespräche mit den Soldaten. Häufig seien es Probleme, die durch die Abwesenheit von zu Hause deutlich würden. Wie solle etwa ein Soldat von Afghanistan aus mit seinem schwer kranken Kind umgehen, das bei der getrennt lebenden Mutter lebt. Ein Personenschützer habe ihn um eine Kinderbibel für seine Tochter gebeten, und mit ihm werde er nun gemeinsam nach geeigneten Geschichten für das Kind suchen.

Kein Kontakt zur Bevölkerung

Anders als bei seinem Einsatz im afrikanischen Mali 2014 gebe es in Kabul häufiger Anschläge, die auch die Bundeswehr treffen könnten, sagte Tübler. "Man weiß nie, was passiert." Der Tagesablauf sei allerdings ähnlich wie bei anderen Ausländseinsätzen: Morgens beginnt er den Tag um 6 Uhr im Fitnessstudio. Nach dem Frühstück folgen Büroarbeiten und Gespräche mit den Soldaten. Rund 70 Bundeswehrangehörige leben im Camp. Abends werden Filme gezeigt, Veranstaltungen organisiert oder Gottesdienst gefeiert. Gegen 21.30 Uhr geht der Tag dann für ihn zu Ende.
Kontakte zur einheimischen Bevölkerung in Kabul hat er allerdings nicht. "Das ist aus Sicherheitsgründen nicht möglich." Dies sei bei seinem Afghanistan-Einsatz 2013 noch anders gewesen. Für seine regelmäßigen Besuche im nahe gelegenen Hauptquartier mit weiteren 20 Soldaten nutzt er gepanzerte Fahrzeuge oder den Hubschrauber.

Der Hamburger Wind fehlt

Vor seiner Zeit als Militärpfarrer war Tübler Pastor in Hamburg-Dulsberg und persönlicher Referent der damaligen Bischöfin Maria Jepsen. Danach arbeitete er elf Jahre lang als Theologischer Kirchenrat der Lippischen Landeskirche. 2013 war er schon einmal für zwei Wochen in Afghanistan, 2014 folgte ein fünfwöchiger Einsatz in Mali. Das Weihnachtsfest 2015 feierte Tübler mit deutschen Soldaten im Irak.
An materiellen Dingen fühlt der Militärpfarrer keinen Mangel. Tageszeitungen könnten dank WLAN online gelesen werden, im Fernsehen läuft das ZDF. "Eigentlich fast so wie zu Hause." Für die Kontakte zu Familie und Freunden sorgen Mails, Telefonate oder WhatsApp. Auch die Temperaturen zwischen 30 und 40 Grad seien erträglich. Nur der Smog mache ihm zu schaffen. Dank der Kessellage von Kabul habe man hier "Stuttgart hoch drei". In seiner Stube laufe ständig ein Luftsäuberungsgerät. Tübler: "Es fehlt der frische Wind, wie ich ihn aus Hamburg kenne." (epd)