Wie die Kirche vom Trend „Urlaub mit Sinnsuche“ profitiert

Spaßgesellschaft ade: Auch im Urlaub ist Sinnsuche gefragt. Das ist für die Kirche eine Chance, glaubt ein Tourismusexperte.

Im Urlaub ist Ruhe gefragt
Im Urlaub ist Ruhe gefragtSigrid Rossmann / Pixelio

Kiel. Der Konsumententyp "Lohas" ist in der Urlaubswelt immer stärker im Kommen. "Lohas" (Lifestyles of Health and Sustainability) sind Verbraucher, die einen ökologisch ausgerichteten Lebensstil mit Sinnsuche und Spiritualität bevorzugen. Diese Werte würden für viele Menschen im Urlaub immer wichtiger, sagte der Tourismusexperte Prof. Edgar Kreilkamp von der Leuphana Universität Lüneburg auf dem Fachkongress "Kirche und Tourismus" in Kiel. Der Trend auf dem Tourismusmarkt sei auch für die Kirchen eine Chance.
Es gebe in der Gesellschaft insgesamt und auch auf dem Urlaubsmarkt einen Wertewandel weg von der Spaßgesellschaft und hin zur Sinngesellschaft, so Kreilkamp vor über 100 Teilnehmern aus der Tourismuswirtschaft und von den Kirchen. Angesichts einer zunehmend stressigen Berufswelt würden die Menschen im Urlaub anstreben, Zeit für sich zu haben sowie Natur und Kultur in Ruhe zu genießen. Eine Erlebnisorientierung der vergangenen Jahre mit möglichst vielen Events werde zunehmend abgelöst von einer Sinnsuche. Als Beispiel nannte Kreilkamp auch das starke Interesse an Pilgerangeboten.

Sangriatrinken? Nicht an der Schlei!

Die Leiterin der "Ostseefjord Schlei GmbH" mit Sitz in Schleswig, Andrea Simons, verwies auf die im Jahr 2013 gestartet Kampagne "Langsamzeit". In der schleswig-holsteinischen Schleiregion mit ihren 14.000 Gästebetten habe die Tourismuswirtschaft die Landschaftsidylle mit unverbrauchter Natur rund um den Ostsee-Meeresarm Schlei zum Markenzeichen gemacht. "Hier gibt es kein Halligalli mit Sangriatrinken aus Eimern." Zum Wanderangebot der Kampagne "30 Pfade in der Natur" gehörten auch die Kirchen in der Region – wie die Marienkirche Waabs aus dem 16. Jahrhundert. Die meisten Gotteshäuser seien geöffnet und könnten besichtigt werden.
Der Fachkongress Kirche und Tourismus 2016 findet bis Mittwochnachmittag unter dem Motto "Meine – Deine – Unsere Kirche" statt. Diskutiert wird unter anderem, wie die Kirchen als Orte von Andacht und Spiritualität auch Tourismusmagneten sein können. Am morgigen Mittwoch wird der Schleswiger Bischof Gothart Magaard erwartet. Der evangelische Theologe wird zum Thema "Von der Frei-Zeit eines Christenmenschen – Fundstücke aus der Kirche zwischen den Meeren" sprechen. (epd)