Wie der Bordesholmer Altar nach Schleswig kam

Sieben Jahre lang schnitzte Hans Brüggemann an einem Altar für die Klosterkirche Bordesholm. Jetzt feiert der Altar 500. Geburtstag. Dass er seit 1666 im Schleswiger Dom steht, empört heute noch manchen Bordesholmer.

Momentan ist der Altar unter einem Baugerüst verschwunden
Momentan ist der Altar unter einem Baugerüst verschwundenBischofskanzlei Schleswig

Schleswig /Bordesholm. Viele Monate lang war der Bordesholmer Altar im Schleswiger Dom hinter einer großen Plane versteckt. Der 1521 von Bildhauer Hans Brüggemann fertiggestellte Passionsaltar gilt als einer der größten erhaltenen Schnitzaltäre Deutschlands. Während der umfassenden Domsanierung musste er besonders geschützt werden. Rechtzeitig zu den Feierlichkeiten zu seinem 500. Geburtstag wird er nun wieder ausgepackt und gereinigt. Das zwölf Meter hohe Kunstwerk mit seinen fast 400 geschnitzten Figuren hat eine bewegte Geschichte.

Der Bordesholmer Altar ist das Hauptwerk von Bildhauer Hans Brüggemann, weshalb er auch Brüggemann-Altar genannt wird. Der Gottorfer Herzog und spätere König Friedrich I. von Dänemark gab ihn im 16. Jahrhundert für die Bordesholmer Klosterkirche in Auftrag. Der einstige Klappaltar zeigt biblische Szenen von der Kreuzigung über die Auferstehung Jesu bis hin zum Geburtstag der Kirche zu Pfingsten. Als Vorlage dienten Brüggemann auch Holzschnitte des Malers Albrecht Dürer. Ein paar Figuren weisen sogar Ähnlichkeiten mit Brüggemann selbst und dem Herzog auf. Bemalt sind die Figuren nicht. Lediglich auf einigen Lippen und Augen finden sich Farbreste.

Viele Details

„Besucher fasziniert vor allem die große Tiefe und die vielen Details“, sagte die Schleswiger Pastorin Christiana Lasch-Pittkowski dem epd. Jedes Altarbild besteht aus mehreren Figurenreihen. Alle sind aus Eichenholz und bis ins letzte Detail ausgearbeitet. „Man kann die Haut- und Kleiderfalten erkennen, die unterschiedlichen Frisuren und Kopfbedeckungen und sogar die Muskeln auf den Männerbeinen“, so Pastorin Lasch-Pittkowski.

Arbeiter werkeln am Altar
Arbeiter werkeln am AltarBischofskanzlei Schleswig

Vor der Reformation war es üblich, dass reiche Menschen Altäre stifteten, um sicherzugehen, dass immer jemand für sie betete und sie dadurch nicht im Fegefeuer, sondern im Himmel landeten. Herzog Friedrich plante damals, sich mit seiner ersten Ehefrau Anna in Bordesholm bestatten zu lassen. Anna wurde 1514 auch dort begraben. Als Herzog Friedrich jedoch 1533 starb, wurde er mit seiner zweiten Frau im knapp 70 Kilometer entfernten Schleswiger Dom beigesetzt.

Nachdem das Stift in Bordesholm 1666 im Zuge der Reformation aufgelöst wurde, ließ der Gottorfer Herzog Christian Albrecht den Bordesholmer Altar im selben Jahr im Schleswiger Dom aufstellen. „In Bordesholm hätte er den Zweiten Weltkrieg wahrscheinlich nicht überstanden. In Schleswig ist er während des Krieges abgebaut und eingelagert worden“, sagte Lasch-Pittkowski.

Schleswiger mit Wehmut

Dieser Verlust setzt den Bordesholmern noch heute zu. Viele kommen nach Schleswig, um sich den Altar anzusehen. Nils Claussen vom Kirchengemeinderat in Bordesholm hat im Laufe der Jahre immer wieder von einzelnen Bestrebungen gehört, den Altar in die Klosterkirche zurückzuholen. „Wehmut über den Ausgang der Geschichte ist immer noch da“, sagt Claussen.

Streit gebe es deshalb aber nicht zwischen den beiden Städten. Auch die Planungen zum Jubiläum des berühmten Schnitzaltars verliefen einvernehmlich. So soll es am 11. Juli mit Ausstellungen in der Bordesholmer Klosterkirche und im Museum auf der Klosterinsel losgehen.

Ein Hauch von Brüggemann – immerhin

Zu diesem Zweck haben sich die Bordesholmer die beiden 1,30 Meter hohen Säulenfiguren Sybille und Salomon aus Schleswig ausgeliehen, die normalerweise vor dem Brüggemann-Altar stehen. In Bordesholm werden sie vor einer 1:1-Nachbildung des Schnitzaltars posieren. So bekommt Bordesholm für einige Zeit einen Hauch Brüggemann zurück.

Von September 2021 bis Pfingsten 2022 sind dann Veranstaltungen in Schleswig geplant. Führungen und Vorträge etwa – vor dem echten Brüggemann-Altar. (epd)