Die Evangelischen Frauenhilfe in Westfalen plädiert für mehr Sachlichkeit in der Debatte um eine gendergerechte Sprache. „Es ist Zeit, die Debatte zu entemotionalisieren und sich auf die Fakten zu stützen“, forderte Birgit Reiche, Leitende Pfarrerin des kirchlichen Frauenverbandes, am Donnerstag in Soest. Die Diskussion sei kein „modischer Trend“, sondern werde seit den 1970er mit dem Ziel geführt, alle Geschlechter sichtbar zu machen und sprachlich zu inkludieren, sagte Reiche. Gendergerechte Sprache sei „ein Werkzeug für eine gerechtere Gesellschaft und längst Teil einer inklusiven, demokratischen Kultur“.
Reiche widersprach der Behauptung von Kritikerinnen und Kritikern einer gendergerechten Sprache, Gendersternchen seien „gegen die natürliche Ordnung“ oder eine „Sprachverhunzung“. Solche Aussagen ignorierten die historische Entwicklung der Sprache und die Tatsache, dass Sprache gesellschaftliche Realitäten nicht nur abbildet, sondern auch mitgestaltet, erklärte sie. Gendern bedeute deshalb nicht die „Zerstörung der Sprache“, sondern ihre Weiterentwicklung. Eine gendergerechte Sprache erweitere die Vorstellungskraft und fördere die Sichtbarkeit von Frauen und nicht-binären Personen.
Hintergrund ist eine Aufklärungskampagne der Evangelischen Frauen in Deutschland, die unter dem Titel „Gender.ismus“ mit Vorurteilen aufräumen will. Das Studienzentrum der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) für Genderfragen hebt zudem hervor, dass die Weiterentwicklung von Sprache auch theologisch und ethisch relevant sei: „Genderfragen berühren die Grundlagen christlicher Anthropologie und Ethik. Sie fordern heraus, die Vielfalt der Geschlechter als Teil der Schöpfung zu verstehen und sprachlich sichtbar zu machen“, heißt es.