Wer glaubt, ist nicht allein

Es ist gut, sich als Glaubender begleitet zu wissen, schreibt Miriam Knierim. Sie ist Pastorin in Hornstorf bei Wismar (Mecklenburg-Vorpommern).

Der Predigttext des folgenden Sonntags lautet: „Keiner von uns lebt sich selber, und keiner stirbt sich selber“ aus dem Römerbrief 14, 7-9
Wenn Sie Facebook, Instagram oder ähnliche soziale Netzwerke nutzen, kennen Sie das vielleicht: Fotos von schönen Urlauben, strahlende Gesichter auf Konzerten, Menschen, die einander zuprosten. Den Selfie-Stick in der Tasche, hält man fest, wie aufregend und lustig das eigene Leben ist. Manches Mal ertappe ich mich dabei, wie ich mir, nicht frei von Bewunderung, diese Fotos anschaue und denke: „Kannst du da eigentlich mithalten?“ Immer gut drauf sein, nette Leute um sich haben, Spaß haben. Das klingt verlockend.
Aber es gibt in jedem Leben auch die anderen Momente. Momente des Alleinseins, der Trauer oder Angst. Spätestens, wenn der Tod ins Leben tritt und man nicht nur Abschied von einem Menschen nehmen muss, sondern auch mit der eigenen Vergänglichkeit konfrontiert wird. Eigentlich wissen wir alle, dass das eine ohne das andere nicht geht: Kein Leben ohne Sterben, kein Sterben ohne Leben. Und beides möchte man möglichst nicht allein. Bei Besuchen, gerade bei älteren Menschen, erlebe ich es oft anders. Der Partner  ist verstorben, die Kinder wohnen in der Stadt, und der Bus fährt auch nicht mehr durch das Dorf.
Ich weiß nicht, welche Angst bei uns Menschen größer ist: allein zu leben oder allein zu sterben. Vielleicht wird so viel gepostet, weil man diesem Schicksal entfliehen möchte, sicher sein möchte, nicht allein zu sein.
„Kannst du da eigentlich mithalten?“ Ich frage mich das und weiß doch, wie gut ich es als Glaubende habe, mich begleitet zu wissen: „Denn keiner von uns lebt sich selber, und keiner stirbt sich selber.“ Ein tröstlicher Gedanke.
Ich schaue mir gern die schönen Fotos auf Facebook an. Ich verdamme weder Selfie-Stick noch soziale Netzwerke. Aber ich bin auch froh, mit der Realität und dem Leben mit all seinen Nuancen konfrontiert zu werden. Genießen wir die schönen und die einsamen Momente, das Leben, solange es dauert, und freuen uns darauf, was danach kommt. Wir sind nicht allein. Kurz nach dem Reformationstag, frei nach Luther sage ich: Poste tapfer, aber lebe und glaube tapferer!
Unsere Autorin
Miriam Knierim
ist Pastorin in Horns­torf bei Wismar (Mecklenburg-Vorpommern).
Zum Predigttext des folgenden Sonntags schreiben an dieser Stelle wechselnde Autoren. Einen neuen Text veröffentlichen wir jeden Mittwoch.