Wenn Obama kommt, wird sogar die Konfirmation abgesagt

Die Sicherheitsvorkehrungen sind äußerst hoch, wenn der mächtigste Mann der Welt Hannover besucht. Die Friedenskirche im Zooviertel liegt im Sperrgebiet, die Konfirmation ist deshalb abgesagt. Doch immerhin kann der reguläre Gottesdienst stattfinden – unter außergewöhnlichen Bedingungen.

Die hannoversche Friedenskirche im Zooviertel liegt im Sicherheitsbereich des Obama-Besuchs
Die hannoversche Friedenskirche im Zooviertel liegt im Sicherheitsbereich des Obama-BesuchsStefan Korinth

Hannover. Eigentlich wollten die Bewohner des Zooviertels an diesem Wochenende Konfirmationen feiern. Doch das fällt aus. Die Feiern wurden auf den 1. und den 8. Mai verlegt. Die Kirche liegt nur 500 Meter entfernt und damit in Sichtweite des Kongresszentrums (HCC), in dem US-Präsident Barack Obama an diesem Sonntag die Hannover-Messe eröffnen wird. Die Kirche gehört zum Sperrbereich, den die Polizei vor und während des Besuchs mit massiver Präsenz kontrollieren will.
Immerhin der Gottesdienst um 10 Uhr an diesem „Obama-Sonntag“ kann in der Friedenskirche stattfinden. An der Ecke Leisewitzstraße/Plathnerstraße werde es einen Sammelpunkt geben, erklärte die Polizei bei einem Informationsabend für Anwohner. Dort müssen sich die Gottesdienstbesucher vor dem Gang in die Kirche treffen.
„Alle sollen ihren Ausweis dabei haben und etwas früher kommen als sonst“, rät Kirchenvorsteher Ludwig Meyer. Nachdem die Polizei die Gläubigen am Sammelpunkt kontrolliert hat, soll Meyer sie in die Kirche führen. Prädikant Jürgen Steinmann wird den Gottesdienst halten. „Es wäre nicht gut, für so eine friedliche Veranstaltung wie eine Messeeröffnung, wenn deshalb ein Gottesdienst ausfallen müsste“, sagt Meyer. „Das würde doch auch in den USA nicht gern gesehen werden.“

Besuch muss angemeldet werden

Anschließend werde die Kirche wieder geschlossen. Immerhin soll das Gotteshaus nicht weiter – etwa durch Scharfschützen auf dem Dach – beeinträchtigt werden. Dabei haben die Gottesdienstbesucher sogar noch Glück. Im gesamten Stadtteil gelten ab 14 Uhr nochmal verschärfte Bestimmungen. Die Anwohner dürfen dann bis mindestens 20 Uhr ihre eigenen Gärten nicht betreten. Für Familien mit Kindern oder auch für Tierhalter wird dies sehr unangenehm, beklagten sich Bürger beim Infoabend. Im engeren Sicherheitsbereich um das HCC gilt dies schon ab 8 Uhr. Es herrscht quasi Ausgangssperre. Auch ans Fenster solle sich niemand stellen, wenn Obama vorbeifährt. Die Polizei könnte sonst die Wohnung durchsuchen.
Privater Besuch für das Wochenende musste schon Wochen zuvor angemeldet werden. Wer nicht angemeldet ist, darf nicht in das Zooviertel hinein. „Bislang haben wir rund 100 Anmeldungen vorliegen“, erläutert Polizeivizepräsident Thomas Rochell beim Infoabend. „Die meisten betreffen die Seniorenresidenz.“ Bereits ab Sonnabend, 8 Uhr, wird die Zufahrt für Anwohner nur noch über Kontrollpunkte möglich sein. Dort werden auch Kofferräume kontrolliert. 2000 Gullydeckel wurden bereits versiegelt. Es gibt umfangreiche Halteverbotszonen. Die Straßenbahn fährt das Viertel nicht mehr an. Der Stadtpark wird geschlossen. „Wir wollen Ihnen nur das zumuten, was unbedingt sein muss“, sagte Rochell.

Der Vorteil für die Anwohner

Die Maßnahmen seien sogar zum Vorteil der Anwohner. „Was glauben Sie denn, wie viele Schaulustige Sie hier sonst überrennen würden?“ Und die Vorkehrungen seien absolut nötig, erklärte der Polizeivizepräsident. Obama sei schließlich die am meisten gefährdete Person der Welt. „Und er kommt in Ihr Wohnviertel.“