Wenn der „Grüne Hahn“ kräht

Es geht los: Der Kirchenkreis Rendsburg-Eckernförde will das Konzept „Grüner Hahn“ umsetzen, als Vorreiter in der Nordkirche. Es winken ein begehrtes Zertifikat – und finanzielle Einsparungen.

Sie stellten das Projekt vor (v.l.): Verwaltungsleiter Hagen von Massenbach, Ökologin Julia-Maria Hermann und Propst Matthias Krüger
Sie stellten das Projekt vor (v.l.): Verwaltungsleiter Hagen von Massenbach, Ökologin Julia-Maria Hermann und Propst Matthias KrügerThorge Rühmann

Rendsburg. Der Umwelt etwas Gutes tun, das Klima schützen helfen. Und gleichzeitig die Finanzen der Kirchengemeinde entlasten: Das sind die Ziele des Umweltmanagements „Grüner Hahn“. Seit Anfang April sorgt Julia-Maria Hermann dafür, dass das Konzept auch im Kirchenkreis Rendsburg-Eckernförde nachhaltig Anwendung findet. Es ist das erste in der Nordkirche; deutschlandweit nehmen bereits rund 700 Kirchengemeinden und kirchliche Institutionen teil.
Das Konzept soll einen systematischen Umwelt- und Klimaschutz ermöglichen. Es gründet auf einer Umweltmanagement-Richtlinie der EU. „Diese Richtlinie wurde angepasst für speziell kirchliche Belange“, sagt Hermann. Sie lädt alle Interessierten ein, sich bei ihr über den „Grünen Hahn“ zu informieren.

Weiter Blick

Die Ökologin beschreibt den Weg einer Kirchengemeinde hin zu einer Zertifizierung mit dem Siegel: Auf Beschluss des Kirchengemeinderates wird zunächst ein Umweltbeauftragter aufgestellt, der mit einem Team von Helfern den Bestand systematisch erfasst. Wichtige Details sind beispielsweise Flächendaten, Heizkosten und Zählerstände der vorhandenen Immobilien, vor allem von Kirche und Gemeindehaus. Häufig könnten schon hier Heizkosten eingespart werden. Bei der anschließenden Auswertung und Umsetzung von Veränderungen unterstützt Hermann die Kirchengemeinden. Nach einer Erprobungszeit erstellt die Kirchengemeinde eine öffentliche „Umwelterklärung“, in der die Maßnahmen und deren Ergebnisse beschrieben werden.  Zum Abschluss kann ein externer Gutachter der Kirchengemeinde nach einer Prüfung das Zertifikat „Grüner Hahn“ ausstellen.
„Wir versuchen, mit einem weiten, ganzheitlichen Blick an das Thema heranzugehen“, sagt Matthias Krüger, zuständiger Propst im Kirchenkreis. Man wolle „die Kirchengemeinden ins Boot holen und vor Ort den Umwelt- und Klimaschutz verstetigen“. Wichtig sei ein Bewusstseinswandel. Andererseits: „Wir werden aus unseren Kirchen nie Energie-Plus-Häuser machen können“, so Krüger: „Klimaschutz ist eine komplexe Angelegenheit, in der mit Vernunft und Augenmaß gehandelt werden muss.“ Laut Verwaltungsleiter Hagen von Massenbach werden dafür jährlich 0,8 Prozent der Kirchensteuer-Zuweisungen der Nordkirche an den Kirchenkreis bereitgestellt. Für 2017 seien das 128 000 Euro.

Standards fehlen

„Die Artenvielfalt ist mein Steckenpferd“, so Hermann. Denn Umwelt- und Klimaschutz bedeute auch eine naturnahe Bepflanzung von Grundstücken: Wie viele verschiedene Arten heimischer Gehölze wachsen auf dem Friedhof? Diese Pflanzen bieten Insekten mehr Lebensraum als exotische Ziergehölze – Grund genug, vermehrt solche Gewächse anzusiedeln.
Die Kirchengemeinden, so Hermanns Eindruck, gewichten das Thema Umweltschutz bislang unterschiedlich. Es fehle zwar noch an Standards, an denen sich die Umweltteams vor Ort orientieren können, aber: „Die Bewegung ist definitiv im Rollen.“