Wenn Demenz zum Alltag gehört

Vergesslich, aggressiv, ruhelos – wenn Menschen dement werden, ändert sich vieles in ihrem Verhalten. Wie Angehörige damit umgehen können, erklären Experten in einem Kurs in Greifswald.

Orientierung im Umgang mit Demenzkranken soll ein Kurs der Odebrecht-Stiftung in Greifswald bieten
Orientierung im Umgang mit Demenzkranken soll ein Kurs der Odebrecht-Stiftung in Greifswald bietenGerd Altmann / Pixabay

Greifswald. Ein alter Herr an seiner Wohnungstür. „Winterjacke anziehen!“, steht groß auf einem Merkzettel, den er oder andere für ihn angeheftet haben. Ein Foto, mit dem die deutsche Alzheimergesellschaft auf das Thema Demenz aufmerksam macht. Wintermantel anziehen, Bushaltestelle merken – Selbstverständlichkeiten wie diese können verloren gehen, wenn jemand an Alzheimer oder einer anderen Form von Demenz erkrankt ist.

„Demenz verändert das Leben und stellt die ganze Familie vor große Herausforderungen“, sagt Dirk Mischkale von der evangelischen Johanna-Odebrecht-Stiftung in Greifswald. Ab dem 11. März bietet die Stiftung daher wieder einen Kurs für Angehörige von Demenzkranken in Greifswald an, konzipiert und finanziert von der Alzheimergesellschaft und anderen. „Wir wollen den Menschen gezielt fachliche Hilfestellung geben“, erklärt Mischkale. „Uns liegt aber auch der Austausch der Teilnehmer untereinander am Herzen.“ Jeder bringe seine persönlichen Erfahrungen und emotionalen Erlebnisse mit.

Wo Vergesslichkeit aufhört

Vor vier Jahren hatte die Odebrechtstiftung die erste Kursreihe dieser Art angeboten – damals wie heute kostenlos und mit dem Angebot, erkrankte Angehörige während der Schulungsstunden zu betreuen. Seitdem hat die Reihe sieben Mal stattgefunden, immer mit guter bis sehr guter Resonanz, wie Mischkale erzählt. Im vergangenen Jahr hätten 23 Frauen und Männer das Angebot genutzt, so viele wie nie. Und einzelne fanden sich nach den Kursen auch zu einer Selbsthilfegruppe zusammen. „Dort geht es vor allem darum, sich gegenseitig zuzuhören, sich auszutauschen“, berichtet Dirk Mischkale. „Das kann sehr entlastend wirken.“

Im Kurs selbst steht die Vermittlung von Wissen und Hilfen, die Klärung spezieller Fragen im Vordergrund. Etwa, wie man normale, gesunde Vergesslichkeit von Alzheimer oder anderen Formen der Demenz abgrenzen kann. Was typisch ist für den Krankheitsverlauf. Welche Hilfsmittel zur Sicherheit und Orientierung es gibt oder wie Pflegeleistungen beantragt werden. Mischkale moderiert jeweils die Veranstaltung, lässt ansonsten aber Experten zu Wort kommen, darunter Ärzte und Psychologen der Odebrecht-Stiftung. „So können wir auch in die Tiefe gehen, wenn die Teilnehmer spezielle Fragen haben“, erklärt er.

Was die Besucher jeweils wissen wollen, sei immer unterschiedlich, je nach Lage. Besonders wichtig aber sei für viele die Frage, wie sie mit ihrem Angehörigen umgehen und kommunizieren könnten, wenn er gerade orientierungslos, vielleicht auch ruhelos oder aggressiv wirke. „An der Stelle würden wir gern noch tiefer einsteigen, Verhaltens- und Kommunikationsstrategien richtig trainieren“, sagt Mischkale. Im Rahmen des bisherigen Kurses sei leider nur ein kurzer Einblick möglich. Die Kursinhalte seien vorgegeben von den Finanzierern. Für eine Vertiefung brauche man daher weitere Geldgeber. „Wir bleiben aber daran.“

Die Themen im Kurs
Die Schulungsreihe für Angehörige von Menschen mit Demenz läuft ab dem 11. März acht Wochen lang jeden Mittwoch von 16:30 Uhr bis 18:30 Uhr in der Martinschule in Greifswald.
Die Themen sind:

11. März: Kennenlernen und allgemeine Einführung.
18. März: Diagnostik, Therapie und krankheitsbedingte Veränderungen.
25. März: Krankheitsverlauf, fortschreitende Symptome, Auswirkungen.
1. April: Umgang mit Verhaltensänderungen und Kommunikation.
8. April: Leistungen der Pflege- und Krankenversicherung.
15. April: Wohnraumanpassung – Orientierung, Sicherheit, Hilfsmittel und Beschäftigung.
22. April: Rechtliches zu Vorsorgevollmacht, Betreuungsrecht.
29. April: Rückblick und Ausblick.

Die Teilnahme ist kostenfrei, Betreuung für pflegebedürftige Angehörige wird angeboten. Interessierte werden gebeten, sich unter der Telefonnummer 03834/54 35 02 oder per E-Mail anzumelden bei Dirk Mischkale unter mischkale@odebrecht-stiftung.de