Weltkirchenrat will Orthodoxe aus der Ukraine und Russland zusammenbringen

Zwar weise die Position der russisch-orthodoxen Kirche nicht in Richtung Aussöhnung, sagt Heinrich Bedford-Strohm, Vorsitzender des Zentralausschusses. Wann er ein Treffen dennoch für möglich hält.

Bedford-Strohm will Versöhnung am runden Tisch voranbringen
Bedford-Strohm will Versöhnung am runden Tisch voranbringenepd-Bild / Thomas Lohnes

Der Weltkirchenrat will die wegen des russischen Angriffskriegs in der Ukraine zerstrittenen orthodoxen Kirchen aus der Ukraine und Russland an einen Runden Tisch bekommen. Der Vorsitzende des Zentralausschusses des Ökumenischen Rates der Kirchen (ÖRK), der bayerische Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm, hält ein solches Treffen „in der ersten Oktoberwoche für realistisch“, sagte der Bischof in München. Bedford-Strohm war in den vergangenen Tagen mit einer Delegation in Kiew und anderen Orten in der Ukraine zu Gesprächen mit Kirchenvertretern und aus der Politik unterwegs.

Bereits an diesem Mittwoch werde Weltkirchenrats-Generalsekretär Jerry Pillay zu einer weiteren Reise nach Moskau aufbrechen, sagte Bedford-Strohm. Dort stünden auch Gespräche mit dem Patriarchen der russisch-orthodoxen Kirche, Kyrill, auf dem Programm, erläuterte der Weltkirchenrats-Vorsitzende. Es müsse ausgelotet werden, ob Kirchen in diesem festgefahrenen Konflikt „einen Unterschied machen“ und vielleicht „einen gemeinsamen Grund finden“ können.

Spaltung der orthodoxen Kirchen

Bedford-Strohm erläuterte, die Weltkirchenrats-Delegation hatte zweierlei Schwerpunkte für ihren Besuch in der Ukraine gesetzt. Zum einen Gespräche darüber, ob und wie ein Ende des Krieges möglich ist. Aber auch das Vorhaben, die ukrainisch-orthodoxe Kirche, die sich nach dem Beginn des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine von der russisch-orthodoxen losgesagt hatte, und die orthodoxe Kirche der Ukraine, die sich vor rund fünf Jahren als vom Moskauer Patriarchat unabhängige orthodoxe Kirche gegründet hatte, wieder an einen Tisch zu bringen.

Beide Themen seien „selbstverständlich untrennbar miteinander verwoben“, sagte Bedford-Strohm. Angesichts dieser Situation warnte der bayerische Landesbischof vor selbstgefälliger Kritik: „Kirchen waren in ihrer ganzen Geschichte immer auch nationalen und nationalistischen Dynamiken unterworfen.“ Man müsse dazu nur in die deutsche Geschichte während des NS-Regimes blicken.

Der Ökumenische Rat der Kirchen (ÖRK), auch Weltkirchenrat genannt, hat seinen Sitz in Genf. Bedford-Strohm ist seit vergangenem Jahr Vorsitzender des ÖRK-Zentralausschusses. Der ÖRK vertritt eigenen Angaben zufolge mehr als 580 Millionen Christen aus ganz unterschiedlichen Kirchen. Die katholische Kirche ist nicht ÖRK-Mitglied, arbeitet aber mit dem Rat zusammen.