Das eigene Kind wird gemobbt – ein Alptraum auch für Eltern. Beratungsstellen raten dazu, ruhig zu bleiben und Berichte des Kindes ernstzunehmen. Bestimmte Sprüche könnten dagegen kontraproduktiv sein.
Hilfe anbieten, auch wenn man sich selbst hilflos fühlt – das raten Fachleute den Eltern von gemobbten Kindern oder Jugendlichen. “Man muss die Lösung nicht im ersten Gespräch parat haben”, sagte Marek Fink am Dienstagabend bei einem Livetalk der Zeitschrift “Psychologie Heute”. Sinnvoll sei etwa das Angebot, gemeinsam Hilfe zu suchen und der oder dem Betroffenen das Gefühl zu nehmen, ganz allein dazustehen.
Eltern fühlten sich schnell unter Handlungsdruck, erklärte der Gründer der Beratungsstelle “Zeichen gegen Mobbing”. Wichtig sei aber zunächst, ruhig zu bleiben. Fälle von Cybermobbing sollten dokumentiert werden, etwa über Screenshots.
Der Kinder- und Jugendpsychiater Michael Kaess erklärte, dass man Cybermobbing nicht von analogem Mobbing trennen könne: “Junge Menschen leben im virtuellen Raum genauso wie in der Schule oder zu Hause.” Er riet Eltern, Interesse daran zu zeigen, was das Kind am Smartphone mache und Anteil nehmen, wenn es sich verletzt oder verunsichert zeige. Wenn das Kind etwa in die Stadt gehen, fragten viele Mütter und Väter: “Was machst du, mit wem, wann kommst du wieder?” Diese Fragen würden bei der Smartphone-Nutzung nur selten gestellt.
Wenig hilfreich sei der Rat an Betroffene, Mobbing zu ignorieren, mahnte Fink. “Da fehlt die Zuversicht, dass eine Änderung möglich ist.” Auch könne man Tätern nicht dauerhaft aus dem Weg gehen, was mitunter empfohlen werde. Gerade bei Vätern oder Großeltern sei die Aufforderung beliebt, sich zu wehren – auch die sei durch das Machtgefälle zwischen Opfern und Tätern kaum umsetzbar. Wenn Eltern gar vermuteten, dass man das Mobbing vielleicht selbst herausgefordert habe, könne dies das Vertrauen schädigen.
Grundsätzlich sollten Eltern und Lehrkräfte signalisieren: “Mobbing ist nicht cool”, fügte Kaess hinzu. Wer erfahre, dass das eigene Kind andere hänsele, könne erklären, was dies anrichte, aber auch klar Position beziehen mit einem Satz wie: “Ich möchte, dass du das nicht mehr machst.”
Vorbeugende Angebote brauche es bereits an Grundschulen, so der Mediziner. Ebenso könnten Eltern ihre Kinder in diesem Alter aufklären – auch, um möglicherweise Schwächere zu schützen. Die häufigsten Alarmzeichen, dass ein Kind betroffen sein könnte, seien Rückzug, Niedergeschlagenheit, Antriebslosigkeit oder auch Angst vor dem Schulbesuch.