Was Wahrheit ist

Zwei reale Fälle verknüpft der Anwalt und Autor Markus Thiele in seinem Buch „Die Wahrheit der Dinge“. Ein gelungener Roman!

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Strafrichter Frank Petersen steckt in einer Krise. Frau und Sohn haben ihn verlassen, in den letzten Jahren werden immer wieder einzelne seiner Urteile von der nächst höheren Instanz aufgehoben. Das nagt an ihm. Petersen glaubt an das Recht und an seine Rechtsprechung. Stimmt es, dass er selbstgefällig geworden ist, dass er nicht mehr in der Lage ist, eigene Fehler zu erkennen oder sie gar einzugestehen?

Seine Situation wird noch schwieriger, als Corinna Maier entlassen wird. Sie hatte vor Jahren den Mörder ihres Sohnes in Petersens Gerichtssaal erschossen. Es war der Tag der Urteilsverkündung. Die aber wartete Maier nicht mehr ab, sondern verübte Selbstjustiz. Warum vor seinem Urteil? Petersen quält die Frage, was er übersehen hat? Wie hätte er es verhindern können?

Schuld und Gerechtigkeit

In seinem zweiten Roman „Die Wahrheit der Dinge“ thematisiert Markus Thiele wieder reale Gerichtsfälle. Thiele ist Rechtsanwalt. Er wählt Fälle, die für Aufsehen sorgten. In seinem neuen Buch ist es der von Marianne Bachmeier, die 1981 im Landgericht Lübeck den mutmaß­lichen Mörder ihrer Tochter Anna erschoss. Bachmeier wurde zu sechs Jahren Haft verurteilt.

Thiele verbindet die Selbstjustiz von Bachmeier respektive Corinna Maier mit dem Schicksal von Amadeu­ António Kiowa. Der aus Angola stammende Vertragsarbeiter starb Anfang 1990 nach einem brutalen Angriff von Rechts­extremen in Eberswalde. Die damaligen Urteile wegen Körperverletzung mit Todesfolge sorgten für eine breite Diskussion­. Die Verknüpfung der beiden Fälle gelingt Thiele. Es geht um Schuld und Gerechtigkeit, um die spannende Frage, was Wahrheit ist.

Markus Thiele: Die Wahrheit der Dinge.
Benevento Verlag 2021, 240 Seiten, 22 Euro.

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