Was die hannoversche Landeskirche fürs Klima macht

Ehrgeizige Ziele hat die Landeskirche, was ihre Klimabilanz angeht. Eine Gemeinde aus Nordhorn ist deswegen im Kleinbus unterwegs. Andere zahlen eine besondere Kollekte.

Der Biologe Ulrich Meyer-Spethmann hat sich für die Einführung der Klima-Kollekte in seinem Kirchenkreis eingesetzt
Der Biologe Ulrich Meyer-Spethmann hat sich für die Einführung der Klima-Kollekte in seinem Kirchenkreis eingesetztNorman Klaß / HkD

Hannover/Nordhorn. Kirchliche Mitarbeiter sind für ihre Aufgaben häufig unterwegs. Viele Wege lassen sich mit umweltfreundlichen Verkehrsmitteln wie dem Fahrrad bewältigen. Doch für andere Strecken kommt allein das Auto in Frage – zu Lasten der Klimabilanz der Landeskirche Hannovers.
Ein Vorreiter bei der Senkung der Kohlendioxidemissionen ist der Kirchenkreis Emsland-Bentheim. Er zahlt künftig für jede Tonne Kohlendioxid, die bei dienstlichen Fahrten entsteht, 23 Euro in die Klima-Kollekte. So habe es der Kirchenkreistag im vergangenen Jahr beschlossen, sagt Ulrich Meyer-Spethmann. Der Biologe aus Nordhorn, der sich ehrenamtlich im Umweltausschuss des Kirchenkreistages engagiert, hat das Projekt vorangetrieben. „Die Kompensation ist aus Sicht des Umweltschutzes sehr sinnvoll. Denn nicht alle Autofahrten lassen sich vermeiden“, so Meyer-Spethmann weiter. Mit der Klima-Kollekte wird Kohlendioxid an einem anderen Ort eingespart. 
Die Christus- und Kreuz-Kirchengemeinde Nordhorn setzt beim Kohlendioxid-Sparen beispielweise auf einen neunsitzigen Kleinbus. „Wenn viele mitfahren, ist der Bus viel sparsamer als mehrere Kleinwagen zusammen“, so Meyer-Spethmann.

Kein verbindliches Konzept

Die Landeskirche Hannovers hat sich ehrgeizige Klimaziele gesetzt. Seit 2012 greift ein Klimaschutzkonzept mit mehr als 50 Maßnahmen zur Verringerung der Kohlendioxidemissionen, darunter vor allem Empfehlungen für ein besseres Energiemanagement in Gebäuden. Bis 2020 sollen 40 Prozent der Kohlendioxidemissionen im Vergleich zu 2005 vermieden werden, 50 Prozent sollen es bis zum Jahr 2030 sein. Auch die Mobilität ist im Blick. Doch hier seien die Sparziele viel schwieriger umzusetzen, sagt Reinhard Benhöfer, Referent für Umwelt- und Klimaschutz im Haus kirchlicher Dienste (HkD). Und die Perspektive sei eher düster, so Benhöfer weiter. „Denn die Mobilitätsansprüche werden steigen.“ 
Fraglich ist, ob die einzelnen Initiativen den Kohlendioxidausstoß tatsächlich so weit senken können, wie es das Klimaschutzkonzept vorsieht. So wirbt das Haus kirchlicher Dienste beispielsweise für Elektromobilität. Oder: Pastoren erhalten zehn Cent für jeden Kilometer Dienstweg auf dem Fahrrad. Das Landeskirchenamt prüft derzeit die Anschaffung reiner Elektrofahrzeuge, bestätigt ein Sprecher. Und ab Mai soll der Landesbischof mit einem Elektroauto unterwegs sein. Das Problem: Ein für die gesamte Landeskirche verbindliches Klimaschutzkonzept gibt es nicht. Das hat bereits Landesbischof Ralf Meister auf der Herbstsynode im vergangenen Jahr bemängelt. „Es liegt fast immer an einzelnen Personen, wenn Klimaschutz gut funktioniert.“ Dabei solle die Kirche doch „Motor“ bei der Bewahrung der Schöpfung sein.

Solarlampen für Indien

Eine Ergänzung zu den Sparmaßnahmen stellt die Klima-Kollekte dar. Der Fonds der christlichen Kirchen zielt auf Kompensation. Für eine Tonne Kohlendioxidausstoß, die in Niedersachsen entsteht, fließen 23 Euro in Sparmaßnahmen, die sich in den ärmeren Ländern preiswerter umsetzen lassen. Unterstützt werden beispielsweise energieeffiziente Öfen in Tansania, oder Solarlampen in Indien. Die Stiftung Warentest hat dieses Verfahren mit „sehr gut“ bewertet.
Die Landesjugendkammer beteiligt sich seit 2013 an der Klima-Kollekte. Die 50 Jugendlichen zahlen diese freiwillige Spende, wenn sie aus dem Gebiet der gesamten Landeskirche zu ihren drei jährlichen Delegierten-Treffen zusammenkommen. „Auch in den Landesjugendcamps ist die Klimakollekte ein fester Bestandteil beim Gottesdienst“, sagt Cornelia Dassler, Landesjugendpastorin im Haus kirchlicher Dienste in Hannover. Auch das HkD geht mit gutem Beispiel voran. Den CO2-Ausstoß für jeden Kilometer, der in 2017 mit einem Auto gefahren wurde, hat die Einrichtung mit einer Spende an die Klimakollekte ausgeglichen. So kamen für die 300 000 Kilometer 1472 Euro zusammen.