Warum weißer Portwein zum Abendmahl Spaß macht

Wie soll der Wein zum Abendmahl schmecken? Thomas Hirsch-Hüffell vom Gottesdienst-Institut der Nordkirche hat eine klare Vorstellung und eine ungewöhnliche Empfehlung: weißen Portwein.

Abendmahl beim Kirchentag – bald mit weißem Portwein?
Abendmahl beim Kirchentag – bald mit weißem Portwein?Stefan Arend / epd

Traubensaft oder Wein – hören Sie diese Frage ab und zu?
Thomas Hirsch-Hüffell: Das passiert nur noch selten. Früher gab es viel Streit darum. Aber das ist vorbei. Man kann beides zugleich geben. Links Saft, rechts Wein. Damit ist der Streit im Grunde auch erledigt.
„Sehet und schmecket, wie freundlich der Herr ist.“ Ist es wichtig, dass es besonders schmeckt?
Ja, ich empfehle immer, weißen Portwein zu nehmen. Denn der Schluck ist winzig, oder manchmal tauchen die Leute die Oblate oder das Brot ein. Wenn man dann einen ganz kleinen Happen kriegt, dann schmeckt der. Ein weißer Portwein macht mehr auf der Zunge her, da ist einfach mehr los, das macht Spaß.
Spielt die Qualität des Weins eine Rolle?
Im Prinzip kann es jeder Wein sein, der gerade da ist. Stellen Sie sich vor, man ist im Gebirge unterwegs, macht eine Wanderung. Wenn man dann Gottesdienst feiern will, nimmt man das, was da ist. Wenn man das in einer normalen Kirche vorbereiten kann und Zeit hat, dann ist es schön, wenn man ein bisschen Sorgfalt darauf verwendet. Und sich darüber unterhält: Wie schmeckt unser Wein? Oder wenn man die Leute der Gemeinde mal fragt: Schmeckt euch der Wein eigentlich?
Sollte man Weinverkostungen in Kirchengemeinden anbieten?
Man kann daraus einen Spaß machen. Sagen, wir machen einen Gottesdienst, da gibt es zu essen und zu trinken. In dem Zusammenhang gibt es eine Weinverkostung, das Abendmahl kann miteinander gefeiert werden – alles kann etwas festlicher sein.
Fragen Gemeinden, ob sie Weißwein statt Rotwein verwenden können?
Es gab eine Weile Fragen eher von Frauen, die gesagt haben, „Ich soll Jesu Blut trinken?“. Es heißt ja „Jesu Blut für dich vergossen“. Sie sagten: „Das irritiert uns, weil wir mit dem Blut eine andere Geschichte haben als die Männer, unsere Menstruation“. Das brach im Zusammenhang mit der feministischen Theologie auf. Jetzt hat sich die Zeit wieder geändert. Aber es kann sein, dass Frauen bitten: „Könnt ihr nicht etwas anderes sagen?“ Da gibt es Alternativen, die man wählen kann. „Kelch des Heils“ beispielsweise.
Die Worte vom Wein als Blut lösen viele Assoziationen aus. Ist das eine Herausforderung?
Das ist schon eine Herausforderung. Weil man sich fragen muss: Was ist das für ein Akt, den ich da vollziehe, wenn ich höre „Das ist das Blut Christi“? Oder wie in den Einsetzungsworten: „Das ist mein Leib, das ist das Blut.“ Dann gibt es Diskussionen: „Was esse ich denn da? Was kriege ich in die Hand? Ist das Brot, oder ist das was anderes?“
Und wie reagieren Sie auf die Frage: Was esse ich denn da?
Verwandelt wird der Leib Christi, der um den Tisch herum steht. Alle Menschen, die da stehen, sind der Leib Christi nach dem Neuen Testament. Das ist die Gemeinde. Und die wird verwandelt in den Leib Christi. Sie wird, was sie isst. Unter der Gestalt von Brot und Wein.
Dann sind also Brot und Wein das Medium der Verwandlung?
Richtig, ja. Sie sind sozusagen das Medium, das Jesus Christus uns geschenkt hat zum Abschied. Das ist das Abschiedsgeschenk vor dem Tod, zum Vermächtnis. Und das Vermächtnis ist eine Handlung, keine Substanz. Die heißt: Ich gebe mich hin für alle. Und damit bringt er auf den Punkt, was er die ganzen Jahre schon getan hat: Sich hergegeben für alle. Das kumuliert mit der Handlung, mit den Elementen, die jeder Mensch im Haushalt hat: Brot und Wein, Speise und Getränk. Jederzeit ist das Teilen möglich.
Bedeutet das, dass Abendmahl auch außerhalb des Gottesdienstes gefeiert werden kann?
Ja, es gibt zwei Traditionen. Die eine nenne ich immer ‚Mysterienspiel‘. Das Abendmahl ist Teil eines sehr stark codierten Gottesdienstes am Sonntag. Der steckt ja voller Geheimnisse und Anspielungen, die über die Jahrhunderte dazugekommen sind. Die andere Form des Abendmahls passiert etwa am Krankenbett. Dann gibt es Brot und Wein. Oder nur eines von beiden. Und es gibt die Einsetzungsworte. Und ein Gebet, in der Regel das Vaterunser. Und das war’s. Und das ist überall möglich: zu Hause, in der Bahn. Diese einfache Form sollten wir nicht vergessen.
Info
Thomas Hirsch-Hüffell leitet das Gottesdienst-Institut der Nordkirche und berät Kirchengemeinden.