Warum sterben immer die Falschen?

Vom Letzte-Hilfe-Kurs bis zur Frage, wie Kinder mit dem Thema Tod umgehen – zwei Hospizwochen im Norden bieten viel Programm. Auch Prominente sind dabei.

Einfach nur zuhören: Eine Pflegekraft am Bett eines Sterbenden
Einfach nur zuhören: Eine Pflegekraft am Bett eines SterbendenWerner Krüper / epd

Hamburg/Kiel. Sie haben Angst. Vor Corona. Deshalb entscheiden sich Schwerkranke seit Ausbruch der Pandemie immer später dafür, in ein Hospiz zu gehen. „Die Verweildauer der Gäste ist stark gesunken“, sagt Ina Voigt, Leiterin der Hamburger Koordinierungsstelle Hospiz und Palliativarbeit. Die Sorge der Menschen am Ende ihres Lebens: Wegen der strengen Hygieneregeln darf die eigene Familie sie im Hospiz nicht besuchen. Doch die Angst ist unbegründet: „Kliniken haben viel strengere Regeln als Hospize, wo niemand mit der Stoppuhr steht“, sagt Ina Voigt.

Dieses Missverständnis möchten Ina Voigt und ihre Kollegen aus der Welt schaffen. Dazu haben sie jetzt Gelegenheit: beim Welthospiztag am Samstag, 9. Oktober, und in zwei Hospizwochen, die unabhängig voneinander in Kiel und Hamburg stattfinden.

Schriftstellerin Dörte Hansen kommt

Mit der fünften Auflage feiert die Kieler Hospizwoche vom 3. bis 9. Oktober ein kleines Jubiläum mit insgesamt zwölf Veranstaltungen. Eröffnet wird die Woche im Kultur-Forum der Stadtgalerie in der Andreas-Gayk-Straße. Die Matinee um 11 Uhr steht unter der Leitfrage „Warum sterben immer die Falschen?“. Zugesagt hat auch die Schriftstellerin Dörte Hansen als Botschafterin der Hospiz-Initiative­ Kiel. Außerdem sind zum Beispiel Rundgänge über Friedhöfe und ein Letzte-Hilfe-Kurs im Angebot. Hier lernen die Teilnehmer praktische Sterbebegleitung.

Film mit Hamburger Promis

Bereits zum 14. Mal findet die Hamburger Hospizwoche vom 10. bis 17. Oktober statt. Wie bereits im vergangenen Jahr wird die Woche hybrid gefeiert – digital und mit Veranstaltungen vor Ort. Am Welt­hospiztag, 9. Oktober, um 11 Uhr ist auf www.welthospiztag-hamburg.de ein Film zu sehen. Bekannte Hamburger sprechen dann über Sterben, Tod und Trauer. Mit dabei sind Landespastor Dirk Ahrens, Weihbischof Horst Eberlein, Liedermacher Rolf Zuckowski und Theaterleiter Corny Littmann.

Seit April hat Ina Voigt daran gearbeitet, die Veranstaltungen zu planen. Angeboten werden sie von ambulanten Diensten, Hospizen, Palliativstationen von Krankenhäusern und Einrichtungen der Diakonie. Das Ziel der Hospizwoche ist es, Hemmschwellen abzubauen. Deshalb richten sich die Veranstaltungen an alle Hamburger, denn es sei wichtig, sich mit der eigenen Endlichkeit auseinanderzusetzen, sagt die 44-Jährige. Wenn man mehr wisse über die letzten Schritte und vor allem über die Versorgungsmöglichkeiten am Ende des Lebens, verliere die Angst vor dem Tod vielleicht ein wenig ihre Wucht.

Wenn Trauernde kochen

Etwa 100 Veranstaltungen gibt es in Hamburg, mehr als im vergangenen Jahr. Dazugekommen ist ein monatlicher Kochkurs „Futter für die Seele“ , der sich an Trauernde richtet und am Montag, 11. Oktober, um 18 Uhr im Hotel Schanzenstern seine Premiere feiert. Wie trauernde Kinder und Jugendliche begleitet werden, damit beschäftigen sich gleich mehrere Kurse. Beim Abend „Oma, was essen Tote?“ geht es darum, wie Erwachsene Fragen von Kindern zum Thema Sterben und Tod begegnen können. Beginn ist am Mittwoch, 13. Oktober, um 15.30 Uhr in der Beratungsstelle Charon, Winterhuder Weg 29.

Info
Die Veranstaltungen der Kieler Hospizwoche gibt es unter www.hospiz-initiative-kiel.de. Anmeldungen sind möglich unter Telefon 0431/220 33 50 oder per E-Mail an info@hospiz-initiative-kiel.de. Die Hamburger Veranstaltungen gibt es auf www.welthospiztag-hamburg.de. Anmeldungen nehmen die jeweiligen Anbieter entgegen.