Warum sich diese beiden Pastoren ihre Stellen teilen

Der eine arbeitet als Gemeindepastor, die andere macht Vertretungsdienste. Jetzt teilen sich Anja Botta und Christian Schack ihre Aufgaben. Sie sind überzeugt: Das Modell hat Zukunft.

Pioniere beim Jobsharing:  Christian Schack und Anja Botta
Pioniere beim Jobsharing: Christian Schack und Anja BottaBettina Albrod

Siek/Hamburg. Christian Schack, Pastor in Siek, und Anja Botta, Pastorin im Pfarramt für Vakanzbegleitung und Vertretungsdienste des Kirchenkreises Hamburg-Ost, bringen ein Pilotprojekt zum Thema Jobsharing auf den Weg. Wenn die Kirchenkreissynode im September zustimmt, wollen sie sich die Pastorenstelle von Pastor Schack und die Vakanzbegleitung von Pastorin Botta künftig teilen. Als Team werden sie dann auf Gemeindeebene und auf Kirchenkreisebene tätig und setzen damit ein Berufsmodell um, das für die Zukunft wegweisend sein könnte. Seit 1. Juni arbeiten sie bereits auf diese Weise zusammen.

„Wir kennen uns schon lange und können sehr harmonisch zusammenarbeiten“, erläutert Schack. Zuletzt hatte Pastorin Botta über eine Schwangerschaftsvertretung in Großhansdorf schon ein Jahr lang mit dem Sieker Pastor kooperiert, nun heißt es in der Sieker Gemeinde Willkommen statt Abschied. Anja Botta bleibt, Christian Schack bleibt auch, aber jeder nur zu 50 Prozent. Die andere Hälfte der Arbeit speist sich aus der Vakanzbegleitung und deren Organisation, die die Theologen sich ebenfalls teilen. „Der Wunsch nach Zusammenarbeit besteht bei uns schon lange“, sagt Schack. 2016 waren beide im Team der elf Pastoren, die als „U 45“ Modelle für neue Wege für die Kirche der Zukunft entwickelt haben, nun wollen sie einen dieser Wege umsetzen.

Große Veränderungen

„Damals haben wir die Frage gestellt: Ist das Kirche oder kann das weg?“, erläutern die beiden Pastoren. Ihr Wunsch sei es gewesen, sich gemeinsam auf eine Pfarrstelle zu bewerben, aber das sei bisher nur Ehepaaren möglich gewesen. Dabei hätte das Jobsharing viele Vorteile, betont Anja Botta. Auf die Gemeinden kämen bis 2030 große Veränderungen zu, allein in der Kirchengemeinde Siek, Großhansdorf, Trittau und Lütjensee würden fünfeinhalb Pastorenstellen auf drei reduziert.

Zusammenarbeit wird enger

„Das Jobsharing macht es möglich, in der Region enger zusammenzuarbeiten und verschiedene Aufgaben wahrzunehmen.“ Das Jobsharing bringe unterschiedliche Blickwinkel mit, mit einem Mann und einer Frau würde den Gemeindemitgliedern ein größeres Angebot gemacht, und für die Beteiligten bringe die Arbeit mehr Abwechslung sowie die Möglichkeit, sich die Aufgaben nach Interesse aufzuteilen. „Es wird nicht mehr für jeden Kirchturm einen eigenen Pastor geben“, sagt Anja Botta.

„Die Kernaufgaben des Berufs wie Gottesdienste, Amtshandlungen und Seelsorge bleiben für beide bestehen“, erklärt Christian Schack. „Aber bei Senioren- und Jugendarbeit oder der Arbeit in den Kitas kann man sich absprechen.“ Bei der Vakanzbegleitung wird Christian Schack die Vertretungen übernehmen, Anja Botta kümmert sich um die Organisation. Funktionieren kann das Modell auch, weil beide sich zunächst für fünf Jahre auf das Jobsharing festgelegt haben. „Wir sind ein Jahrgang und werden wahrscheinlich auch gleichzeitig pensioniert“, so Pastor Christian Schack. „Wir stehen beide hinter dem Modell und freuen uns auf die Zusammenarbeit.“ Unterstützung haben sie auch durch den Kirchengemeinderat von Siek bekommen. „Ohne dessen Zustimmung hätten wird das Modell nicht umgesetzt“, betont Pastorin Anja Botta.

Zwischenberichte angefordert

Zuspruch habe es auch von kirchlicher Seite gegeben, die das Modell interessant gefunden habe. „Allerdings mussten erst noch viele rechtliche Fragen geklärt werden, an die wir gar nicht gedacht hatten“, sagt Anja Botta. Bis zur Entscheidung der Synode im September läuft die Zusammenarbeit über einen Dienstauftrag. Wenn die Synode zustimmt, ist das Jobsharing umgesetzt.

In das Sieker Pastorat zieht Anja Botta ein. Christian Schack lebt mit seiner Frau, die als Pastorin in Hamburg arbeitet, in der Hansestadt. In Siek wird er dennoch fast täglich sein. Die Gemeinde hat dann zwei halbe Pastoren statt einen ganzen. „Eventuell ist das ein Modell für die Kirche der Zukunft“, sagt er. Die übergeordnete Stelle, an der die Vakanzbegleitung angesiedelt ist, hat bereits Interesse am Modell angemeldet und möchte einen regelmäßigen Zwischenbericht haben.