Warum die Menschen der Kirche den Rücken kehren

Auch ohne Kirche könnten sie ein christliches Leben führen. Das haben viele Befragte dem Kirchenkreis Melle-Georgsmarienhütte geantwortet. Doch es gibt auch gute Nachrichten für die Kirche.

Seltenes Bild: Ein junges Paar in einer Kirche
Seltenes Bild: Ein junges Paar in einer KircheiKlick / Pixabay

Melle. Ein Großteil der aus der Kirche Ausgetretenen findet die Kirchensteuer angemessen, möchte aber zusätzlich die Verwendung der Mittel besser nachvollziehen können. Das geht aus einer Umfrage zu Austrittsgründen hervor, die der evangelische Kirchenkreis Melle-Georgsmarienhütte vorgestellt hat. „Wir haben etwas gelernt aus dieser Befragung: Es braucht mehr Transparenz in der Kommunikation, mehr Dialog und mehr Beteiligung“, sagte der leitende Geistliche des Kirchenkreises, Superintendent Hannes Meyer-ten Thoren.

Die Befragten sollten angeben, wie sehr sie den im Fragebogen vorgegebenen Aussagen zustimmen. Die höchsten Zustimmungswerte hatte die Aussage, dass es in den Kirchen zu viele Missbrauchsfälle gegeben habe. Ähnlich stark stimmten die Befragten der Aussage zu, dass sie auch ohne Kirche ein christliches Leben führen können.

Unattraktiv für junge Leute

Eine Mehrheit der jüngeren Ausgetretenen bemängelte zudem, dass sich die Kirche zu wenig an moderne Entwicklungen anpasse. In der Altersgruppe der 18- bis 24-Jährigen erhielt die Aussage die meiste Zustimmung, dass die evangelische Kirche für diese Gruppe kein attraktives Angebot habe. Ebenso gaben in dieser Altersgruppe die meisten der Befragten an, dass ihnen der christliche Glaube nichts mehr bedeute.

Einen Wiedereintritt in die Kirche können sich 45 Prozent der Befragten vorstellen. Die Hälfte der Befragten schließt dies aus, während 5 Prozent angaben, dass sie einer anderen Kirche oder Glaubensgemeinschaft beigetreten sind.

Statistisch signifikant

Der Kirchenkreis hatte im März 2021 insgesamt 836 Personen angeschrieben, die 2019 und 2020 aus einer der 18 Kirchengemeinden des Kirchenkreises ausgetretenen waren. Davon haben knapp 25 Prozent geantwortet. Damit sei das Umfrageergebnis statistisch signifikant. Der Statistiker Torben Kuhlenkasper hat die Studie entworfen und ausgewertet. Anlass der Umfrage waren die erhöhten Kirchenaustrittszahlen im Jahr 2019. (epd)