Warum auch Echsen unter der Energiekrise leiden

Die Haltung exotischer Tiere verbraucht viel Energie. Manche Halter können sich die Kosten nicht mehr leisten und geben Schlangen, Echsen und Kröten ab. Besuch in einem überfüllten Hamburger Tierheim.

Zutraulich: Chamäleon Django läuft über den Arm von Tierheim-Leiterin Ute Inkmann
Zutraulich: Chamäleon Django läuft über den Arm von Tierheim-Leiterin Ute Inkmannepd-bild / Philipp Reiss

Die Haltung von exotischen Tieren wird durch die steigenden Energiekosten immer teurer. Eine Folge der Energiekrise: Das Tierheim des Hamburger Tierschutzvereins (HTV) muss mittlerweile fast 110 Reptilien versorgen. Aktuell leben mehr als 30 Schlangen, darunter auch Riesenschlangen und über 70 Schildkröten in dem Heim. „Wir sind in Sorge, dass die Zahlen weiter steigen“, sagt Tierheimleiterin Urte Inkmann. Gleichzeitig gebe es weniger Vermittlungsanfragen. Inkmann: „Wir befürchten, dass es früher oder später zu einem Aufnahmestopp kommen muss.“

Die aktuelle Energiekrise trifft das Tierheim gleich doppelt. „Nicht nur, dass wir die Tiere aufnehmen, die aus finanzieller Not nicht mehr in ihrem Zuhause bleiben können, wir müssen für diese auch die immer höheren Energiekosten tragen“, so die Tierheimleiterin. Neben Heiz- und Stromkosten durch Wärmelampen in den Terrarien seien auch die Preise für Futter und Medikamente gestiegen.

Wie im Zoo

Eine Lösung sei nicht in Sicht. „Wir können den Schlangen und Schildkröten ja keine Pullover anziehen oder sie frieren lassen“, sagt Inkmann. Auch die Zusammenarbeit mit anderen Tierheimen sei kaum möglich, weil nur wenige die Exoten aufnehmen – und wenn, seien diese auch voll. „Wenn es so weitergeht, entwickeln sich Tierheime langsam zu Zoos, und wir könnten eigentlich Eintritt nehmen“, befürchtet Inkmann. Das helfe aber nicht dabei, mehr Tiere an fachkundige Personen zu vermitteln.

Konrnatter Nugget ist unfreiwilliger Gast im Hamburger Tierheim
Konrnatter Nugget ist unfreiwilliger Gast im Hamburger Tierheimepd-bild / Philipp Reiss

Schon im Oktober hatte der Deutsche Tierschutzbund bundesweit vor einer „Exotenflut in Tierheimen“ gewarnt. Es sei zu befürchten, dass sich einige Tierhalter die hohen Haltungskosten für Exoten künftig kaum noch oder gar nicht mehr leisten können. „Wenn der Strompreis auf 50 Cent pro Kilowattstunde steigt, wird bei der Haltung einer Bartagame allein die UV-Beleuchtung mit jährlich rund 230 Euro zu Buche schlagen“, sagt Reptilienexperte Patrick Boncourt vom Deutschen Tierschutzbund. Hinzu kämen Betriebskosten für Tagesleuchten, technische Geräte, Futter und Tierarztkosten. Boncourt: „So kommt man für eine kleine Echse schnell auf 500 bis 800 Euro pro Jahr.“

Der Reptilienexperte rechnet in den kommenden zwölf bis achtzehn Monaten bundesweit mit einem deutlichen Anstieg an abgegebenen oder ausgesetzten Exoten. Insbesondere die zahlreichen kleineren Tierheime, die meist nicht auf die Unterbringung und Versorgung exotischer Reptilien-, Papageien- oder Säugetierarten vorbereitet sind, werde diese Entwicklung besonders hart treffen, hieß es.