Wann darf ein Mensch sterben?

Mit „Gott“ widmet sich Ferdinand von Schirach dem Thema Suizid. Ein spannendes Buch, das aufrührt und den Leser fragend zurücklässt.

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Wem gehört unser Leben? Wem gehört unser Sterben? In „Gott“ stellt Ferdinand von Schirach die Frage, ob ein Mensch entscheiden darf, wie er sterben will? Oder besser: In bereits bekannter Weise lässt der Autor in einem Theaterstück die Protagonisten vor Gericht diese Frage thematisieren, zu sehen auch als Fernsehfilm kürzlich im Ersten. Ist die Entscheidung über unseren Tod die letzte Freiheit, oder ist es eine Entscheidung, die nicht in unserer Hand liegt?

Richard Gärtner ist 78, körperlich und geistig fit, und doch hat er nach dem Tod seiner Frau beschlossen, dass er seinem Leben ein Ende setzen möchte. Er verlangt nach einem Medikament, mit dem er sich selbst töten kann. Statt ins Ausland zu gehen, nimmt er den „offiziellen“ Weg, und so wird sein Fall vor der Ethik-Kommission diskutiert. Eine Rechtssachverständige, ein Mediziner und ein Theologe bekommen die Gelegenheit, vor der Kommission zu sprechen und ihre Argumente gegen das Recht auf Beihilfe zum Suizid darzulegen.

Ferdinand von Schirach greift mit seinem Stück eine brandaktuelle Debatte auf, und wie schon in seinem Stück „Terror“ überlässt er das Urteil dem Publikum beziehungsweise dem Leser. Viel zu selten gibt es Literatur, die den Leser derart aufgerührt und fragend zurücklässt und ihn zwingt, sich selbst eine Meinung zu bilden – noch dazu zu einem so wichtigen Thema, das jeden einzelnen Menschen betrifft. „Gott“ ist nicht nur informativ und lehrreich, es ist auch überaus unterhaltsam, denn die Argumente sind spannend und reihen sich so nahtlos aneinander, dass man das Stück in einem Rutsch durchlesen kann.

Ferdinand von Schirach: Gott.
Luchterhand 2020, 155 Seiten, 18 Euro.

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