Wahrer Ruhm

Wie äußert sich eigentlich Erfolg? Darüber schreibt Sabrina Biehl. Sie ist Pastorin der Kirchengemeinde Nortorf bei Neumünster.

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Der Predigttext des folgenden Sonntags lautet: „Wer sich rühmen will, der rühme sich dessen, dass er klug sei und mich kenne, dass ich der Herr bin, der Barmherzigkeit, Recht und Gerechtigkeit übt auf Erden.“ aus Jeremia 9, 22-23

„Was ist Ihr Erfolgsgeheimnis?“, werden Leute oft gefragt, die zu Ruhm, Geld oder Ehre gekommen sind. Irgendwie eine blöde Frage. Wäre das Geheimnis verraten, wäre es ja keines mehr. Wenn es überhaupt jemand kennt. Entsprechend ausweichend sind oft die Antworten. Die einen geben Rat, wie man’s anstellen muss. Ein bisschen Fleiß, ein paar Ellenbogen, eine Portion Glück und Kontakte zu haben gehören wohl auch dazu. Haha. Andere geben sich übertrieben bescheiden. Ich hab einfach Glück gehabt. War zur richtigen Zeit am richtigen Ort.

„Check your privilege“, heißt es: Hinterfrage, welche günstigen Umstände dafür sorgen, dass du so leben, arbeiten, sein kannst. Weiß und ohne Behinderung zu sein, hilft schon mal, Geld zu haben und Zugang zu Bildung. Wenn man dann noch ein Mann ist, hat man das große Los gezogen, und die Welt steht einem offen. Gelegentlich schaffen es noch ein paar, die aus einer marginalisierten Gruppe kommen. Die sind dann der Beweis dafür, dass es jede:r schaffen kann, mit genug Anstrengung. Dazu ist Erfolg eine ziemlich brüchige Angelegenheit. Man hat schon mehr als einen Star fallen gesehen.

Ich selbst bin nicht sehr gut darin, meine eigenen Erfolge zu feiern. Winke oft ab und suche doch immer nach Anerkennung, von anderen und von mir selbst. Und hoffe gleichzeitig, dass mein Leben auch noch nach einer anderen Skala bewertet wird als der, wie schön, reich, klug oder erfolgreich ich werde. Ich spüre dann und wann, dass Gott hinter einem Glück steckt. Ich hoffe, dass ich eines Tages Gott mein kleines, krummes Leben hinhalte, in dem manches geglückt und anderes misslungen ist. Das ich gelegentlich liebevoll und viel zu oft kritisch bewerte. Ich werde meine Augen dann von diesen verworrenen Fäden aufheben, hin zu Gott, in sein Angesicht. Und Gott guckt mich an und sagt: Ich bin stolz auf dich.

Unsere Autorin
Sabrina Biehl ist Pastorin der Kirchengemeinde Nortorf bei Neumünster.

Zum Predigttext des folgenden Sonntags schreiben an dieser Stelle wechselnde Autoren. Einen neuen Text veröffentlichen wir jeden Dienstag.