Von der Motivation des Schenkens

Über die Präsente ihrer Enkeltochter schreibt Maren Borchert. Sie ist Pastorin Kühlungsborn (Mecklenburg-Vorpommern).

Um dem "Mythos Wald" geht es in der Kunsthalle Emden
Um dem "Mythos Wald" geht es in der Kunsthalle EmdenPixabay

Der Predigttext des kommenden Sonntags lautet: „„Ein jeglicher gibt nach dem Willen seines Herzens, nicht mit Unwillen oder aus Zwang; denn einen fröhlichen Geber hat Gott lieb.“ aus 2. Korinther 9, 6-15 

Unsere Enkeltochter lernt gerade den Umgang mit den Wörtern „Dankeschön“ und „Bitteschön“. Mit Freude überreichte sie mir kürzlich ihre eingewickelten Spielsachen und sagte jedesmal: „Dankeschön“. Sie ignorierte meine Aufforderung, doch „Bitteschön“ beim Überreichen eines Geschenkes zu sagen. Nein, jedesmal sagte sie: „Dankeschön“. Ich spielte mit, und irgendwann fand ich es sogar passend. Ihr „Dankeschön“ war richtig und echt. Sie freute sich, mir ein Geschenk zu machen, und bedankte sich dafür.

Ist das nicht die ureigenste Motivation des Schenkens? Ich selbst bin die Beschenkte, wenn ich etwas schenke.

In den ersten Versen des Predigttextes für diesen Sonntag lese ich: „Ein jeglicher gibt nach dem Willen seines Herzens, nicht mit Unwillen oder aus Zwang; denn einen fröhlichen Geber hat Gott lieb.“

Gottes reicher Segen

Das ist ein Ausschnitt eines Aufrufes von Paulus an die Gemeinde in Korinth für eine Spendenaktion. Die Korinther sollten die Jerusalemer Gemeinde unterstützen. Die Motivation ist Dankbarkeit für Gottes reichen Segen. Diese Erfahrung hat Paulus in seinem Leben gemacht, und sie ist für ihn Herzensangelegenheit.

An diesem Sonntag danken viele Gemeinden Gott für all den sichtbar gewordenen Segen, für den Reichtum, der uns geschenkt wurde. Die Kirchen riechen nach Obst und Gemüse, die Blumen erfreuen die Herzen der Besucher. Wir sind Beschenkte, zur Erntezeit wird es uns unter die Nasen und Augen gehalten. Angesichts der Fülle und des eigenen Reichtums dürfen wir zu Schenkenden werden. Es gibt viele, die unsere materielle Hilfe, unsere Zeit und unseren Trost benötigen, in unseren Gemeinden, Dörfern, Städten und in unserer Welt. Wir sind Gesegnete und Beschenkte, deshalb dürfen wir dankbare Schenkende sein. Dann ist Erntedank.

Unsere Autorin
Maren Borchert ist Pastorin in Kühlungsborn (Mecklenburg-Vorpommern).

Zum Predigttext des folgenden Sonntags schreiben an dieser Stelle wechselnde Autoren. Einen neuen Text veröffentlichen wir jeden Dienstag.