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Von der Haselnuss zum Wasserstoff

Im vergangenen Jahr wurde er zum „Landwirt des Jahres 2023“ gekürt. Der Haselnuss-Bauer aus dem mittelfränkischen Cadolzburg, Martin Stiegler, bekommt am Freitagnachmittag (16. August) auf seinem Hof Besuch von Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir (Grüne).

epd: Herr Stiegler, was haben Sie sich vorgenommen, werden Sie dem Bundeslandwirtschaftsminister bei seinem Besuch sagen?

Martin Stiegler: Ich freue mich sehr und wir sind sehr stolz, dass uns der Bundeslandwirtschaftsminister beehrt. In erster Linie geht es bei dem Besuch natürlich um die Haselnuss und den Anbau in Mittelfranken. Wir wollen auch die Kreislaufwirtschaft und was dahintersteckt, in den Mittelpunkt rücken. Unser Betrieb war in seiner Geschichte vielen Hürden ausgesetzt und musste sich oft neu definieren und strukturieren, um zukunftsfähig zu bleiben. Wir stellen nun dem Minister ein neues Projekt vor, wie Innovation und vorausschauendes Denken konkret aussehen kann.

epd: Was meinen Sie damit?

Stiegler: Wir planen eine Agri-Photovoltaikanlage zwischen unseren Haselnussbäumen. Das ist für uns Kreislaufwirtschaft aus Pflanzenanbau, Tierhaltung mit unseren Haselnusshühnern und Energieerzeugung. Die Anlage soll in einem ersten Schritt eine PV-Leistung von 140 KW haben. Gemeinsam mit einem Energieversorger und zwei Industriebetrieben soll der überschüssige Strom vor Ort mit einem Elektrolyseur in Wasserstoff umgewandelt werden. Das ist angesichts des Klimawandels naheliegend und zeigt, was möglich ist. Langfristig trauen wir uns eine Agri-PV-Anlage mit 1,5 Megawatt zu.

epd: Welche weiteren Botschaften geben Sie als Vertreter eines kleinen Familienbetriebs dem Minister mit auf den Weg?

Stiegler: Die Botschaft ist ganz klar, die Landwirtschaft ist für unsere Gesellschaft unabdingbar. Es gibt keinen Landwirt, der sein Land oder Tiere „ausraubt“. Jeder ist abhängig davon, gut und weitsichtig mit seinem Hab und Gut umzugehen, um den Hof in die nächste Generation führen zu können. Da braucht es keinen Bürokratiedschungel sondergleichen, wie es ihn aktuell gibt. Zudem möchte ich auch die Haselnuss und das Potenzial der Kultur und Frucht aufzeigen. Sie genießt von staatlicher Seite kaum Aufmerksamkeit, obwohl Deutschland ein Hauptimporteur von Nüssen ist. Die klimatischen Veränderungen begünstigen den Anbau hier. Nach der Rekordernte im letzten Jahr rechnen wir jetzt damit, dass etwa 25 bis 30 Prozent der Nüsse unentwickelt wieder abfallen. Aber keiner weiß, warum. Daher ist eine staatliche Beratung und vor allem Forschung dringend notwendig. (00/2468/15.08.2024)