Von der Geschichte des Glaubens

Die Ausstellung will historisches wie aktuelles christliches Handeln im Norden aufzeigen – ohne die Kirche in ein Museum zu verwandeln.

Blick in die Ausstellung
Blick in die AusstellungThorge Rühmann

Rendsburg. „Glaubensspuren“ heißt eine neue Dauerausstellung in der Rendsburger St.-Marien-Kirche, die zu einer Entdeckungsreise durch 1200 Jahre gelebten Glaubens in Holstein einlädt. Die Schau ist in der Rendsburger Marienkirche eröffnet worden – rund 150 Gäste kamen zum Festgottesdienst. Propst Matthias Krüger vom Kirchenkreis Rendsburg-Eckernförde hielt die Predigt.

Die Ausstellung in der ab 1287 erbauten Marienkirche informiert etwa über den Missionar Ansgar, der im neunten Jahrhundert nach Christi das Christentum im Norden verbreitete. Eine digitale Animation zeigt, wie die Kirche sich beim Übergang vom katholischen Mittelalter bis in die nachreformatorische Zeit veränderte, und der Besucher erfährt, dass die „Deutschen Christen“ 1933 mit einer Synode in Rendsburg die Machtübernahme der Nazis auf geistigem Gebiet nachvollzogen. Diese regionalen Ereignisse zu Kirche, Glaube und Religion sind eingebettet in ein zweites, weltweites „Ereignisband“, dass sich durch die Nordkapelle zieht. In der früheren Sakristei können sich Besucher zudem über Kirchenmusik, die Geschichte der Kirchengemeinde selbst sowie das Abendmahl, die Taufe und den Segen informieren. Und an zwei Stellen bietet eine Luther-Figur als Hörstation Kindern und Erwachsenen die Möglichkeit, mehr über den Reformator und sein Werk zu erfahren – etwa mit Kostproben aus dem Hörspiel „Martin Luther – Glaube versetzt Berge“ von Maja Nielsen.

Mit Leben erfüllt

„Sankt Marien lädt ein zur Spurensuche – es sind die Spuren unserer Mütter und Väter, die andere schon vor uns gegangen sind“, sagte Propst Krüger in seiner Predigt. „Manche Spuren laden uns ein, ihnen zu folgen – andere verstehen wir nicht oder nicht mehr, ihr Sinn bleibt uns verborgen.“ Beide Sorten von Spuren gehörten aber zur Kirche, so Krüger weiter: Erst wenn man sich auf die Suche danach begebe, werde man selbst erkennbar. Auf diese Weise sei nun auch die Marienkirche erkennbar geworden: In der Folge hoffe er, mit der Ausstellung auch Menschen außerhalb der Kirche zu erreichen. Sie sei ein ein außerschulischer Lernort, der die Diskussionkultur bereichern könne. „Der Weg der Glaubensspuren wird nicht spurlos an uns vorübergehen“, stellte Krüger fest.

Daran hat die Kirchengemeinde St. Marien gemeinsam mit einem Team an Organisatoren und Planern seit anderthalb Jahren gearbeitet. „Es ist der Versuch, Spuren des Glaubens in der Region zu erforschen und sie mit Leben zu füllen“, sagte Kurator Marko Neumann. Wichtig bei der Entwicklung der Ausstellung sei vor allem gewesen, die Kirche selbst möglichst nicht zu verändern. „Wir erzählen hier 1200 Jahre Christentum in Holstein“, sagte er. „In einer ehemals katholischen Kirche, die reformatorisch umgestaltet wurde. Eine kleine, feine Ausstellung, die der Besinnung und Vertiefung dient und nicht der Zerstreuung“.

Ein Balance-Akt

Während des Gottesdienstes erläuterten vier Besucher, was ihnen die Marienkirche heute bedeutet. Es seien nicht die Gewölbe, die die Kirche trügen, meinte eine junge Frau, sondern die Menschen selbst. Ein älterer Mann äußerte die Befürchtung, mit der Ausstellung könne die Kirche zu einer Art Museum werden. Bei der Entwicklung und Umsetzung der Ausstellung habe die Kirchengemeinde sich zwei Fragen gestellt, erläuterte dazu Pastor Rainer Karstens: Wie kann man zeigen, was einem wichtig ist? Und wie vermeidet man zugleich einen musealen Charakter in der Kirche? Diesem Balance-Akt werde die Ausstellung gerecht, so Karstens: „Wir wollten den Kirchenraum nicht in ein Museum verwandeln, sondern seine besondere Ausstrahlung als Ort der stillen Andacht und der gemeindlichen Gottesdienste und Konzerte bewahren – und das ist uns auch gelungen.“

Insgesamt hat die Ausstellung rund 212.000 Euro gekostet, an der Finanzierung beteiligen sich die Aktivregion mit EU-Fördermittel, die Nordkirche, der Kirchenkreis sowie die Kirchengemeinde selbst.

Info
Die Ausstellung „Glaubensspuren“ in der St.-Marien-Kirche in Rendsburg, An der Marienkirche 21, ist von Oktober bis März werktags jeweils von 10 bis 13 Uhr zu sehen, Führungen sind nach Anmeldung möglich. Mehr Infos unter Telefon 04331/294 94.