Artikel teilen:

Vom Computer-Nerd zum Weltverbesserer – Bill Gates wird 70

Er schrieb Computergeschichte: Bill Gates brachte den PC in die Haushalte – und wurde damit steinreich. Wenige Monate vor seinem 70. Geburtstag kündigte er an, fast sein ganzes Milliardenvermögen zu spenden.

Es war ein Tag im Frühjahr vor 50 Jahren, als zwei junge Männer ein Unternehmen gründeten, von dem sie wohl nicht ahnten, dass es einmal die Welt verändern würde. Erst 19 und 22 Jahre alt waren die beiden Gründer von Microsoft: Bill Gates und Paul Allen. Ersterer wird am 28. Oktober nun 70 Jahre alt.

Und Microsoft veränderte nicht nur die Welt, sondern auch das Leben von Gates. Durch den Erfolg des Unternehmens wurde er zum reichsten Menschen der Welt. Mehrfach führte Gates die Forbes-Liste der Personen mit dem größten Vermögen. So zwischen 1998 und 2007 oder von 2014 bis 2017. Sein aktuelles Vermögen wird auf rund 105 Milliarden Euro geschätzt, womit er es nicht mehr in die Top Ten der Reichenliste schafft.

Dabei ist Gates für viel mehr bekannt als für Betriebssysteme wie Windows 95, XP oder Vista. Er gilt als Philanthrop, der große Teile seines Milliardenvermögens in eine gemeinnützige Stiftung überführt hat: die “Gates Foundation”. Gegründet hat Gates sie 1999 gemeinsam mit seiner damaligen Ehefrau Melinda French Gates als “Bill & Melinda Gates Foundation”. Nach der Trennung von ihrem Mann im Jahr 2021 entschied sich French Gates dazu, ihr Vermögen nicht mehr nur in die eigene Stiftung zu investieren. Im Sommer 2024 schied sie dann aus der Stiftungsleitung aus, seit Januar ist ihr Name aus dem Titel der Stiftung verschwunden.

Bill Gates setzt sich mit seiner Stiftung seit Jahrzehnten gegen den Hunger in der Welt und für bessere Gesundheitsversorgung ein. Im September schrieb er in einem Gastbeitrag für die Zeitung “Die Welt”, dass “Lebenschancen nicht vom Geburtsort abhängen sollten – und dass der Ort, an dem man lebt, nicht darüber entscheiden sollte, ob man lebt”. Besorgt zeigte er sich, dass immer mehr reiche Länder ihre Ausgaben für humanitäre Hilfe und Entwicklungszusammenarbeit senken wollen. Dass sie von diesen Plänen abrücken, hält Gates zugleich für unrealistisch: “Ich bin nicht naiv. Ich erwarte nicht, dass die meisten Regierungen ihre Auslandshilfen plötzlich wieder anheben. Aber ich bin Optimist.”

Um seiner Vision von einer Welt mit weniger Hunger und Armut ein Stück näher zu kommen, plant Gates, nahezu sein gesamtes Vermögen in die “Gates Foundation” zu überführen. Schon heute gilt diese mit einem Vermögen von rund 77 Milliarden US-Dollar zum Ende des vergangenen Jahres als größte private Stiftung der Welt. In den kommenden Jahren werde sie mit rund 200 Milliarden US-Dollar Hilfsprojekte unterstützen, hatte Gates vor wenigen Monaten angekündigt. Das Geld soll zu einem großen Teil aus seinem Privatvermögen kommen.

Spätestens während der Coronapandemie wurde Gates ab 2020 das Ziel von Verschwörungstheorien. Schon früh forderte er etwa, in die Herstellung von Impfstoffen zu investieren. Jahre vor der Pandemie hatte er davor gewarnt, dass ein Virus zur großen Gefahr für die Menschheit werden könnte. Diese Aussagen sorgten für eine teils bizarre Kampagne, bei der Gates zum Sündenbock wurde, auf den das Coronavirus zurückzuführen sei und der durch die Impfungen Mikrochips in Menschen einsetzen lasse, um sie steuern zu können.

Aber nicht nur in einschlägigen Kreisen gab es Kritik an Gates. So stand er seit 2011 in Kontakt zu dem später verurteilten Sexualstraftäter Jeffrey Epstein. Auch wenn Gates den Kontakt zu Epstein später als Fehler bezeichnete, war dieser laut Medienberichten einer der Gründe, weshalb Melinda 2021 die Scheidung einreichte.

Das Verhältnis zu seinem früheren Kompagnon Allen bleibt unklar. So schrieb Allen 2011 in seiner Autobiografie, Gates habe ihm kurz nach der ersten Krebsdiagnose 1982 nachlassende Produktivität vorgeworfen. Das zumindest habe er in einem Gespräch mitgehört. Gates selbst hingegen nannte Allen in einer Reaktion auf dessen Tod im Oktober 2018 “einen meiner ältesten und besten Freunde”.

Allen und Gates waren es, die Computer in die Privathaushalte brachten. Im Jahr 2007 verabschiedete sich dann auch Gates offiziell von Microsoft, im Juni 2008 war sein letzter ganztägiger Arbeitstag. Seit 2020 gehört er auch nicht mehr dem Aufsichtsrat an. Und doch kann er wohl heute noch als das Gesicht des Personal Computers bezeichnet werden.