Vom Bankschalter auf die Kanzel

Früher bediente er seine Kunden bei der Sparkasse. Doch dann wurde Christian Bieritz neugierig auf Theologie. Er holte sein Abitur nach – und ist nun Pastor. Eine ungewöhnliche Karriere.

Christian Pieritz
Christian PieritzAnnette Klinkhardt

Heringsdorf-Bansin/Greifswald. Über Umwege ist Christian Pieritz zum Pfarrberuf gekommen. 1982 in Anklam geboren, wuchs er im vorpommerschen Ducherow auf. Nach seinem Realschulabschluss machte er zunächst eine Ausbildung zum Bankkaufmann und arbeitete bei der Sparkasse. Dann Zivildienst in einer Werkstatt für Menschen mit Behinderung, Selbstständigkeit als Finanzberater, Anstellung bei einer Autovermietung.

Pieritz erinnert sich: „Ich habe gerne bei der Bank gearbeitet, der Schuh drückte nicht. Aber ich hatte mit Anfang 20 schon das Gefühl, dass das nicht alles ist, was ich im Leben machen will.“ Parallel zu seiner Arbeit engagierte er sich bei der Schulkooperativen Arbeit „Tage Ethischer Orientierung“ (TEO) für Schulklassen. Dabei lernte er Religionslehrer und Ehrenamtliche kennen, die ihn neugierig machten auf die Theologie.

„In dieser Zeit wurde mir immer stärker klar, dass ein Bürojob mir nicht auf Dauer liegen würde, ich aber ohne Abitur nicht weit komme.“ Als seine Frau ein Studium der Gemeindepädagogik in Hannover begann, beschloss er, zu kündigen und sein Abitur nachzuholen.

Die zweite Chance

Das Erwachsenenkolleg prägte: „Ich habe die große Erfahrung der zweiten Chance gemacht. Das ist nicht vielen vergönnt, und dafür bin ich sehr dankbar.“ Dass er Theologie studieren würde, sei klar gewesen – besonders hätten ihn die alten Sprachen Hebräisch, Latein und Griechisch gereizt. „Mit Herzblut“ habe er an der Universität Rostock studiert, wobei er zunächst eine wissenschaftliche Laufbahn anstrebte.

Doch wieder einmal sei es anders gekommen: „Als ich dann alle Scheine beisammen hatte, war ich so dankbar dafür, wie gut ich in meinem Leben immer beschenkt worden bin, dass ich gerne etwas zurückgeben und mein erworbenes Wissen in den Dienst stellen wollte. Ohne lange nachzudenken, habe ich dann meine Bewerbung für ein Vikariat abgeschickt.“ Dieses absolvierte er schließlich in Crivitz und Rostock und meint zurückblickend: „Eigentlich sollte jeder Vikar einmal die Stelle wechseln. Ich konnte gute Erfahrungen in der engeren Gemeinschaft der Kleinstadt machen und in Rostock das, was ich gelernt hatte, in einer studentisch geprägten jungen Gemeinde ganz anders umsetzen.“

Gottesdienst im Mittelpunkt

Seit Februar ist er nun Pastor zur Anstellung in Heringsdorf-Bansin auf der Insel Usedom. Der dreifache Vater fühlt sich wohl hier, erinnert es ihn doch an Kühlungsborn, wo er mit seiner Familie zuvor gelebt hat: „Mir liegt die Mischung aus Touristen, Kurgästen und der einheimischen Gemeinde.“

Im Mittelpunkt pastoralen Handelns steht für ihn der Gottesdienst: „Bei einem gelungenen Gottesdienst gehen die Menschen mit bestimmten Erwartungen rein und bestenfalls etwas verwandelt heraus. Für mich steht er ganz im Zeichen des Heiligen Geistes, und diesen Anspruch sollten wir als Kirche auch nicht herunterschrauben.“ Kurz nach seinem Amtsantritt hat er in Heringsdorf eine Valentinstagsandacht gehalten, bei der sich Männer und Frauen gegenseitig Komplimente mit den alten biblischen Worten des Hohelieds machten. „Ich versuche, alte Verse der Bibel gerne durch neue Inszenierungen lebendig werden zu lassen.“