Alle Vögel sind schon da – alle Vögel, alle? Ein neuer Bestandsbericht zeichnet ein ambivalentes Bild: Manche Arten werden immer mehr, während andere unter Klimaeandel und Landwirtschaft leiden.
Das Rebhuhn, Vogel des Jahres 2026, gehört zu den großen Verlierern im Bestandsbericht über Vögel in Deutschland. Seit 2001 sei sein Bestand um 66 Prozent zurückgegangen, teilte das Bundesamt für Naturschutz (BfN) am Dienstag in Bonn mit. Demnach entwickelt sich die Vogelfauna derzeit dynamisch. Der Klimawandel führe zur Ausbreitung von Arten, während auf Ackerflächen deutliche Rückgänge nachgewiesen seien.
Den Bericht veröffentlichte das Bundesamt gemeinsam mit der Länderarbeitsgemeinschaft der Vogelschutzwarten (LAG VSW) und dem Dachverband Deutscher Avifaunisten (DDA). Grundlage des alle sechs Jahre erstellten Berichts bildeten ehrenamtlich erhobene sowie behördliche Daten von rund 50.000 Menschen. Unter dem Titel “Vögel in Deutschland – Bestandssituation 2025” fasse der Bericht die Bestandsveränderungen von 304 in Deutschland brütenden und 125 rastenden Vogelarten zusammen.
Neben dem Rebhuhn gingen laut Bericht auch die Bestände des Alpenstrandläufers (minus 84 Prozent), der Sumpfschnepfe (66 Prozent), des Kiebitz (65 Prozent) sowie von Wachtelkönig (61 Prozent), Braunkehlchen und Uferschnepfe (je 59 Prozent) zurück. Der Geschäftsführer der Länderarbeitsgemeinschaft, Torsten Langgemach, forderte mit Blick auf den Bestandsrückgang, finanzielle Fördermittel in der Landwirtschaft “an einen Mehrwert für die biologische Vielfalt und die Umsetzung von Naturschutzmaßnahmen im Grünland” zu koppeln.
Der Bericht zeige, dass konsequente Schutzmaßnahmen wie das Verbot von Umweltgiften oder nachlassende Verfolgung dazu führten, dass sich Bestände erholten. Das sei etwa bei Uhu, Großtrappe, Kranich oder Seeadler zu beobachten.
Zu den Gewinnern der vergangenen 24 Jahre zählten Arten, die ihr Brutgebiet weiter nach Norden ausdehnten und somit vom wärmeren Klima und milderen Wintern profitierten. Das seien etwa Bienenfresser, Zaunammer, Wiedehopf und Purpurreiher-Vogelarten.
Erstmals könnten Bestandstrends beobachtet werden, die sich in Zusammenhang mit dem Klimawandel bringen ließen, erklärte der DDA-Vorstandsvorsitzende Tobias Erik Reiners. “Während wärmeliebende Arten zunehmend profitieren, nehmen die Bestände vieler häufiger Arten, die gemäßigte Temperaturen bevorzugen, tendenziell ab.”
Insgesamt hätten von 2010 bis 2022 etwa 40 Prozent der Arten im Bestand zugenommen; bei 30 Prozent sei das Gegenteil der Fall gewesen. Damit sei eine leichte Besserung im Vergleich zum vorherigen Bericht erkennbar. Der Anteil der abnehmenden Arten biete dennoch Anlass zu Sorge, zumal sich die Zahl an Arten mit stabilen Beständen verringert habe.