Vier Fragen zum Lebenskundlichen Unterricht

Welche Themen spielen eine Rolle? Diese und weitere Fragen beantwortet Oberst Uwe Roth im Interview.

Für Oberst Uwe Roth ist der Lebens- kundliche Unterricht wichtiger Bestandteil der Ausbildung
Für Oberst Uwe Roth ist der Lebens- kundliche Unterricht wichtiger Bestandteil der AusbildungUSLw, OStFw / Michael Schmidt

Welche Bedeutung hat für Sie der Lebenskundliche Unterricht (LKU)?
Gerade an einer Ausbildungseinrichtung wie der Unteroffizierschule der Luftwaffe, wo wir unsere Soldaten und Soldatinnen zu Vorgesetzten ausbilden, hat der LKU einen enormen Stellenwert. Denn auch wenn uns Soldaten durch Befehle und Vorschriften meist klare Regeln für unser Handeln an die Hand gegeben werden, so ist der moralisch-ethische Aspekt bei zu treffenden Entscheidungen unbedingt mit einzubeziehen. Hierzu bedarf es der Kenntnis von Werten und Normen und der Schärfung des ethischen Bewusstseins. Für Vorgesetzte, die Beispiel und Vorbild für die ihnen unterstellen Soldaten und Soldatinnen sind, gilt dies in besonderem Maße. Der LKU trägt dazu bei, dies zu vermitteln und den Sinn des Soldatenberufs in einer Demokratie zu verdeutlichen.

Warum sollten Streitkräfte neben der soldatischen Ausbildung auch für ethische Bildung sorgen?
Neben der Beherrschung des militärischen Handwerkszeugs müssen wir uns als Soldaten mit der ethischen Dimension unseres Berufes auseinandersetzen. Wir müssen uns bewusst sein, dass unser Handeln auch zu Verletzungen, Verwundung, auch seelischer Art, oder gar zum Tod führen kann. Bei uns selbst, bei Kameraden oder Menschen, die von unserem Handeln unmittelbar betroffen sind. In diesem Bewusstsein gilt es, einen auf den Werten unseres Staates aufbauenden Wertekompass zu vermitteln, der die moralische Urteilsfähigkeit stärkt und Handlungs­sicherheit erhöht.

Welche Themen halten Sie in der ethischen Bildung für besonders wichtig?
Den Umgang mit Verwundung und Tod natürlich oder das Kennenlernen von anderen Kulturen und Religionen. Genauso wichtig finde ich, gerade in der heutigen Zeit, das Thema Identität und Toleranz.

Der Lebenskundliche Unterricht in der Bundeswehr wird nicht von Offizieren erteilt, sondern von Militärseelsorgern. Halten Sie das für sinnvoll?
Ja, unbedingt. Auch wenn der LKU keine Form der Religionsausübung ist, so sind es aber gerade die Seelsorger, die im Rahmen ihrer Ausbildung eine intensive Schulung zu ethisch-moralischen Fragen genossen haben und außerhalb der militärischen Hierarchie noch mal mit einem anderen Blickwinkel komplexe Problemstellungen und Entscheidungssituationen in diesem Kontext bewerten können.

Zur Person
Oberst Uwe Roth ist seit Anfang 2020 Leiter des Schulstabs an der Unteroffizierschule der Luftwaffe in Appen und Heide. Seit 1985 dient er bei der Bundeswehr. Unter anderem als Leiter des Presse- und Informationszentrums der Luftwaffe.