Viele Gottesdienste zu Weihnachten in Niedersachsen abgesagt

Zwei Tage vor Heiligabend ziehen viele Gemeinden wegen gestiegener Infektionszahlen die Notbremse. Kirchenvorstände stünden vor „Zerreißproben“.

Gottesdienste sind nur mit Maske und Abstand möglich – wenn überhaupt
Gottesdienste sind nur mit Maske und Abstand möglich – wenn überhauptJens Schulze / epd

Wolfsburg/Hannover/Braunschweig. Wegen der Corona-Pandemie schränken immer mehr Kirchengemeinden in Niedersachsen und Bremen ihre Weihnachtsgottesdienste ein. So wurden in der Region Wolfsburg zahlreiche Präsenzgottesdienste abgesagt, wie die evangelischen Kirchenkreise und das katholische Dekanat mitteilten. Auch in Einbeck, Northeim und Winsen/Luhe wird an Heiligabend weitgehend auf landeskirchliche evangelische Gottesdienste für Besucher verzichtet. Stattdessen bieten viele Gemeinden digitale Übertragungen von Gottesdiensten ohne Besucher, Online-Krippenspiele oder Video-Andachten per Internet an. Die Mehrzahl der rund 2.400 evangelischen und katholischen Gemeinden will aber weiterhin Präsenzgottesdienste unter strengen Hygieneauflagen und mit reduzierten Besucherzahlen feiern. Darunter sind auch viele Gottesdienste im Freien.

In Wolfsburg begründete der evangelische Superintendent Christian Berndt die Absage von Präsenzgottesdiensten mit den gestiegenen Infektionszahlen: „Wir nehmen die steigende Sorge um die Gesundheit und die Überlastung unseres medizinischen Systems sehr ernst.“ Abgesagt wurden mehrere Gottesdienste unter freiem Himmel und in kleineren Kirchen sowie in Fußballstadien. „Nur weil wir dürfen, werden wir nicht wie geplant überall Gottesdienst feiern“, sagte der katholische Dechant Thomas Hoffmann. Wer an Heiligabend eine Kirche besuchen wolle, werde aber offene Kirchentüren finden.

Gemeinden entscheiden allein

Die evangelischen Landeskirchen und katholischen Bistümer stellen es ihren Ortsgemeinden frei, eigenverantwortlich über Gottesdienst-Angebote an Weihnachten zu entscheiden. Der Bischofsrat der hannoverschen Landeskirche hat in einem Rundbrief alle Gemeinden ermutigt, an den bisherigen Planungen festzuhalten, die auch Präsenzgottesdienste einschließen. „Wir feiern Gottesdienste ja nicht für uns, sondern weil gerade in diesem Jahr für viele Menschen die Möglichkeit, die Weihnachtsbotschaft zu hören und gemeinsam zu feiern, wichtig ist“, hieß es.


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In Lüneburg sagte Superintendent Christian Cordes dem epd, viele Kirchenvorstände täten sich schwer mit den Entscheidungen: „Das sind Zerreißproben.“ Die Gemeinden hätten gute Ideen und seien überzeugt von ihren Hygienekonzepten, mit denen es mittlerweile viele Erfahrungen gebe. Dennoch gebe es bereits Absagen.

In Northeim berichtete Superintendentin Stephanie von Lingen, zahlreiche Ehrenamtliche hätten selbst Angst vor Ansteckung. Unter anderem aus Solidarität mit dem Personal in den Krankenhäusern wollen deshalb viele Gemeinden in der Region auf Präsenzgottesdienste verzichten.

Respekt für Absagen

Auch im Braunschweiger Land wurden Gottesdienste abgesagt. Der braunschweigische Landesbischof Christoph Meyns bekundete dafür Respekt. Vor Ort sei am besten einzuschätzen, ob eine Veranstaltung sicher durchgeführt werden könne. Zugleich bedankte Menys sich bei den Gemeinden, die unter Beachtung strenger Hygienekonzepte alles dafür täten, dass Weihnachtsgottesdienste so sicher wie möglich gefeiert würden. Weil die Kirchen in den vergangenen Monaten hohes Verantwortungsbewusstsein unter Beweis gestellt hätten, habe der Staat Präsenzgottesdienste auch zu Weihnachten ermöglicht.

Nach dem Bund-Länder-Beschluss zum Lockdown über Weihnachten sind Präsenzgottesdienste unter Hygieneregeln trotz der verschärften Kontaktbeschränkungen im Grundsatz erlaubt. Niedersachsens Regierungssprecherin Anke Pörksen sagte auf epd-Anfrage: „Nach unserem Eindruck gibt es bei den Verantwortlichen in den großen Glaubensgemeinschaften eine hohe Sensibilität für die Gefahren, die mit Gottesdiensten jeder Art verbunden sind.“ (epd)