Urlaub im eigenen Land? Für die Deutschen ist das offenbar ein großes Ding – zumindest Reiseführer von Deutschland verkaufen sich gut, wie die Chefin des Marktführers erzählt. Warum sie weiter auf das Printprodukt setzt.
Die Menschen in Deutschland interessieren sich offenbar weiterhin stark für Urlaub im eigenen Land. Das spiegelt sich nach Angaben des Verlags Mairdumont in den Reiseführer-Käufen der Bundesbürger wieder. Über ein Fünftel seiner Umsätze erziele der Branchenführer mit Literatur über Reiseziele im Inland, sagte Verlegerin Stephanie Mair-Huydts der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA).
“Ansonsten sind die Deutschen bei der Auswahl ihrer liebsten Reiseziele unglaublich verlässlich – da ändert sich seit Jahren wenig”, so die Verlagschefin weiter. Mallorca, Kreta und Sardinien seien regelmäßig unter den Bestsellern, genauso europäische Hauptstädte wie London, Paris, Rom und Wien. Daneben hätten Japan und in geringerem Maße auch Albanien und die norwegische Inselgruppe der Lofoten an Beliebtheit gewonnen.
Ein anhaltender Trend aus der Corona-Zeit, als Hotel-Urlaub oft gar nicht oder nur eingeschränkt möglich war, sei daneben das gesteigerte Interesse für naturnahe Reisen im Camping- und Outdoor-Bereich. Auch die Nachfrage nach nachhaltigen Angeboten, etwa Reisen ohne Flugzeug, stieg laut Mair-Huydts in den vergangenen Jahren.
Dennoch sei der Umsatz auf dem Markt seit mehreren Jahren rückläufig. Im vergangenen Jahr betrug er der Verlegerin zufolge 65 Millionen Euro, zehn Jahre zuvor lag er hingegen noch bei rund 100 Millionen Euro. Auch die Zahl der Mitarbeitenden sei in diesem Zeitraum von 380 auf 230 gesunken. Für das laufende Jahr sei man “vorsichtig optimistisch, so Mair-Huydts. “Der Buchmarkt im Bereich Reise ist in diesem Jahr bisher leider stagnierend.” Mairdumont entwickle sich dennoch derzeit über Marktniveau.
Der zunehmenden Nutzung von Handys als Reisebegleiter oder für die Reiseplanung will der Verlag nach eigenen Angaben mit mehr Vernetzung von Print und digitalen Angeboten entgegenkommen. So sollen etwa über QR-Codes im Reiseführer Geodaten oder ergänzende Touren zum Download verfügbar sein. Ein größerer Umstieg auf den App-Markt um mit nutzerbasierten Programmen wie Tripadvisor oder Getyourguide zu konkurrieren, sei für die Verlagsgruppe wirtschaftlich hingegen nicht lohnenswert, so Mair-Huydts. “Mit Reise-Apps kann man leider bisher kein Geld verdienen. Kaum jemand ist bereit, für eine App mehr als einen Euro zu zahlen.”