Wohlfahrtsverbände fürchten um die Fortführung der Migrationsberatung für Erwachsene und der Jugendmigrationsdienste. „Die Beratungsstellen sind mit einer existenzgefährdenden Unterfinanzierung konfrontiert“, sagte der Frankfurter Diakoniepfarrer und Vorsitzende der Liga der Freien Wohlfahrtsverbände in Frankfurt am Main, Markus Eisele, am Mittwoch in Frankfurt. Die Bundesmittel würden im nächsten Jahr gekürzt, die Eigenmittel der Verbände schrumpften, und die Personal- und Sachkosten stiegen. In Landkreisen seien schon Beratungsstellen geschlossen worden, die Ratsuchenden vergrößerten das Klientel in Frankfurt.
Das Bundesinnenministerium finanziere die Beratungsdienste nur zum Teil, und das Land Hessen beteilige sich anders als die meisten Bundesländer überhaupt nicht an der Finanzierung, sagte die Frankfurter Caritasdirektorin Gaby Hagmans. Die Wohlfahrtsverbände in Frankfurt müssten einen Eigenanteil zwischen 16 und 46 Prozent aufbringen statt der in der Bundesrichtlinie geforderten zehn Prozent, dies seien insgesamt 553.000 Euro im Jahr. Die Stadt müsse sich künftig beteiligen, und das Land müsse in die Kofinanzierung einspringen, forderte Hagmans. In Frankfurt seien bereits 1,5 Beraterstellen abgebaut worden, dabei steige der Beratungsbedarf.
Die Migrationsberatung unterstütze Migranten in den ersten drei bis fünf Jahren nach Einreise oder Aufenthaltstitel in vielen Lebensbelangen, erklärte die Caritas-Teamleiterin der Fachdienste für Migration, Calogera von Auw. Die Beratung helfe etwa, einen Deutschkurs zu belegen, Schul- und Berufsabschlüsse anerkennen zu lassen, sich weiterzubilden, eine Wohnung und Arbeit zu finden, die Kinder in Betreuung unterzubringen oder Behördenanträge auszufüllen. „Die Migrationsberatung senkt die Integrationskosten und leistet einen Beitrag zum sozialen Frieden“, betonte Diakoniepfarrer Eisele.
Ab 2027 müssten die Beratungsstellen sich streng auf ihre Zielgruppe beschränken, erklärte von Auw. Dabei kämen auch viele Klienten, die schon länger in Deutschland lebten. Bei manchen liefen Arbeitserlaubnisse nach Jahren aus, und sie wüssten nicht, wie sie einen neuen Antrag stellen sollten. Manche kämen, weil sie mit den von Behörden geforderten digitalen Anträgen nicht zurechtkämen, andere, weil sie mit ihrer psychosozialen Belastung keine andere sprachkundige Anlaufstelle wüssten. „Wenn wir ab 2027 nur noch die Zielgruppe beraten dürfen, wo sollen die anderen hin?“, fragte die Teamleiterin. Dabei hätten infolge der Finanzierungsklemme in den vergangenen zwei Jahren 14,5 Personalstellen in Hessen abgebaut werden müssen.