Die venezolanische Oppositionspolitikerin Maria Corina Machado wird in diesem Jahr mit dem Friedensnobelpreis geehrt. Das norwegische Nobelkomitee hob am Freitag zur Begründung ihre Verdienste um die Demokratiebewegung in dem autoritär regierten südamerikanischen Land hervor. Machado erhalte den Preis für ihren „unermüdlichen Einsatz“ für die demokratischen Rechte sowie ihren Kampf für einen gerechten und friedlichen Übergang zur Demokratie, sagte der Komiteevorsitzende Jorgen Watne Frydnes in Oslo.
Die 58-jährige Politikerin engagiert sich seit Jahrzehnten für Demokratie und Menschenrechte in ihrer Heimat. 2024 war Machado als aussichtsreiche Kandidatin der Opposition von den von Betrugsvorwürfen überschatteten Präsidentschaftswahlen ausgeschlossen worden und unterstützte anschließend den alternativen Kandidaten Edmundo Gonzalez.
Frydnes würdigte Machado als eine der Schlüsselfiguren der einst tief gespaltenen politischen Opposition in Venezuela. Diese habe ihre gemeinsame Grundlage in der Forderung nach freien Wahlen und einer repräsentativen Regierung gefunden.
Venezuela wird seit 2013 von Staatschef Nicolás Maduro autoritär regiert. Nach der Wahl im vergangenen Jahr machte die Opposition Wahlbetrug öffentlich und reklamierte den Sieg für sich und ihren Kandidaten González. Bei wochenlangen Protesten nach der Wahl kamen Dutzende Menschen ums Leben und Hunderte Demonstrierende wurden verletzt. Mehr als 2.000 Regierungskritiker wurden festgenommen.
Auch gegen Machado wurde von der regierungstreuen Justiz ein Haftbefehl erlassen. Frydnes betonte, dass sie trotz Drohungen gegen ihr Leben im Land geblieben sei – „eine Entscheidung, die Millionen von Menschen inspiriert hat“.
Machado selbst äußerte sich in einem Telefonat mit dem Direktor des Nobel-Instituts, Kristian Berg Harpviken, zunächst bewegt. Ihr fehlten die Worte, sagte sie in einer auf der Internetplattform X verbreiteten Aufzeichnung des kurz vor der öffentlichen Bekanntgabe geführten Gespräch und verwies auf die gesamte Opposition. „Ich hoffe, sie verstehen, dass das hier eine Bewegung ist, der Verdienst einer ganzen Gesellschaft.“
Wenige Stunden später äußerte sich Machado auf X. Man zähle heute mehr denn je auf US-Präsident Donald Trump, das Volk der Vereinigten Staaten, die Völker Lateinamerikas sowie die demokratischen Nationen der Welt „als unsere wichtigsten Verbündeten, um Freiheit und Demokratie zu erreichen“, schrieb sie in einem Beitrag.
Trump, der den Konflikt mit dem venezolanischen Regime zuletzt verschärft hatte, brachte sich wiederholt selbst für den Friedensnobelpreis ins Gespräch, geht nun aber leer aus. Der Sprecher des Weißen Hauses, Steven Cheung, schrieb auf X, das Nobelkomitee habe bewiesen, dass es Politik über Frieden stelle.
Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) gratulierte Machado. Sie kämpfe seit Jahren unermüdlich für Freiheit und Rechtsstaatlichkeit in Venezuela – „Werte, für die wir weltweit einstehen“, schrieb Merz am Freitag auf X. Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier bezeichnete die Politikerin als Vorbild. Glückwünsche erreichten Machado auch von EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen und dem UN-Hochkommissariat für Menschenrechte.
Machados Engagement in Venezuela reicht lange zurück. Die älteste von vier Töchtern eines Unternehmers gründete bereits 1992 eine Stiftung zur Unterstützung von Straßenkindern. Zehn Jahre später war die studierte Ingenieurin Mitbegründerin des Vereins Súmate („Schließ dich an“), der sich für freie und faire Wahlen einsetzt. 2010 wurde sie in die Nationalversammlung gewählt – ein Amt, aus dem sie 2014 aus fadenscheinigen Gründen von der Regierung Maduro enthoben wurde. In den folgenden Jahren gründete sie eine Oppositionspartei und beteiligte sich an einem Netzwerk oppositioneller Kräfte. 2023 kündigte sie schließlich ihre Kandidatur für die Präsidentschaftswahlen im Jahr darauf an und schaffte es, die traditionell zerstrittene Opposition zu einen.
Der Friedensnobelpreis ist mit elf Millionen Schwedischen Kronen (knapp eine Million Euro) dotiert. Im vergangenen Jahr wurde die japanische Organisation der Atombomben-Überlebenden Nihon Hidankyo ausgezeichnet. Der Preis wird am 10. Dezember in Oslo übergeben.