Im September hatte der Papst den vorzeitigen Amtsverzicht des Bischofs von Verdun angenommen. Der führte gesundheitliche Probleme an. Doch nun hat der Vatikan eine Untersuchung angeordnet.
Der frühere Bischof von Verdun im Osten Frankreichs, Jean-Paul Gusching (70), ist vom Vatikan mit Sanktionen belegt worden. Der päpstlichen Vertretung in Frankreich seien Informationen über Beziehungen zu Frauen zugegangen, teilte die Nuntiatur schriftlich mit. Diese würden von der vatikanischen Bischofsbehörde geprüft.
Weiter heißt es, trotz Guschings beharrlicher Zurückweisung der Vorwürfe und “der lückenhaften und widersprüchlichen Natur der erhaltenen Informationen” habe sich dieser gegenüber dem Leiter der römischen Behörde verpflichtet, künftig jegliches Verhalten gegenüber Frauen zu vermeiden, das “als Verstoß gegen seine priesterlichen Verpflichtungen ausgelegt” werden könnte.
Papst Leo XIV., bis Mai selbst Leiter der vatikanischen Bischofsbehörde, hatte im September Guschings Amtsverzicht als Bischof von Verdun angenommen. Der 70-Jährige hatte dafür einen seit längerem angeschlagenen Gesundheitszustand und erforderliche medizinische Behandlungen geltend gemacht.
In der Erklärung der Nuntiatur heißt es nun dazu: “Es wird darauf hingewiesen, dass die öffentlich angeführten gesundheitlichen Gründe für seinen Rücktritt nur ein Teil der Motivation für die Annahme des Rücktritts durch den Heiligen Vater sind.” Als “Vorsichtsmaßnahme” habe man Gusching auferlegt, sich an einen Ort außerhalb seines Heimatbistums Amiens und der Diözese Verdun zurückzuziehen und auf jegliche liturgische Feier und öffentliche pastorale Tätigkeit zu verzichten.
Eine kirchenrechtliche Voruntersuchung führten der emeritierte Bischof von Pontoise, Stanislas Lalanne, sowie der Interimsleiter des Bistums Verdun, Erzbischof Philippe Ballot von Metz. Anzeige wurde bei der Ziviljustiz sei erstattet. Einstweilen gelte die Unschuldsvermutung.
Verdun war in den vergangenen Jahrzehnten auch Schauplatz eines besonders schweren Skandals um sexuellen Missbrauch durch einen katholischen Priester. Diesem wurde in französischen Medienberichten und vor Gericht vorgeworfen, er habe zwischen 1950 und 1980 Dutzende von Minderjährigen sexuell missbraucht.
Eines seiner Opfer, Patrick Goujon, wurde später selbst Priester und lehrt heute als Theologieprofessor. Er hat seine als Kind gemachten leidvollen Erfahrungen autobiografisch beschrieben und reflektiert. Sein 2021 erschienenes Buch mit dem Titel “Prière de ne pas abuser” (Bitte nicht missbrauchen) sorgte damals in Frankreich für Aufsehen.
Gegen den beschuldigten Priester ermittelte die französische Justiz; wegen Verjährung der Straftaten blieb er jedoch auf freiem Fuß. Erst 2020 verhängte der Vatikan kirchenrechtliche Strafen gegen den Geistlichen.