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Marshallinseln: Unis Freiburg und Göttingen geben Gebeine zurück

Die Universitäten Freiburg und Göttingen haben Gebeine aus ihren Sammlungen an die Republik Marshallinseln zurückgegeben. Die Übergabe von insgesamt acht menschlichen Schädeln erfolgte bei einer feierlichen Zeremonie in Göttingen, wie die Göttinger Uni am Mittwoch mitteilte.

Die sogenannten Human Remains waren bislang im Bestand der Anatomisch-Anthropologischen Sammlung der Universität Freiburg und der Historischen Anthropologie der Universität Göttingen. Die Marshallinseln, heute ein Inselstaat im Pazifischen Ozean, wurden 1885 als deutsches Schutzgebiet vom Deutschen Kaiserreich in Besitz genommen und 1906 in die Kolonie Deutsch-Neuguinea integriert.

Die Human Remains von vier Individuen, die sich in der Anatomisch-anthropologischen Sammlung der Universität Freiburg befanden, stammen vom Jaluit-Atoll auf den Marshallinseln. Sie gelangten über Museen, private Händler oder Sammler nach Deutschland und wurden der Universität Freiburg verkauft oder gestiftet.

Die Gebeine von vier weiteren Personen stammen den Angaben zufolge aus Enewetak, einem Atoll, das aus etwa 40 Inseln mit einer Gesamtlandfläche von knapp sechs Quadratkilometern besteht. Der damalige Stationsleiter der Marshallinseln, Paul Merz, verkaufte die Schädel 1913 an das damalige Museum für Völkerkunde in Hamburg. In den 1950er- und 1960er-Jahren wurde die anthropologische Sammlung des Museums an die Universität Göttingen abgegeben.

„Dies ist das erste Mal, dass wir Vorfahren, die wir verloren hatten, wieder nach Hause zurückbringen“, sagte Doreen deBrum, Botschafterin der Marshallinseln beim Büro der Vereinten Nationen in Genf, bei der Übergabezeremonie. „Es ist für uns ein wichtiger Moment. Es geht darum, die Würde unserer Vorfahren wiederherzustellen, sie wieder mit ihrem Heimatland zu verbinden“, betonte sie. „Indem wir sie nach Hause holen, ehren wir sowohl ihr Andenken als auch unsere gegenwärtige Gemeinschaft.“

Baden-Württembergs Wissenschaftsministerin Petra Olschowski (Bündnis 90/ Die Grünen) sagte dazu in einer Mitteilung vom Mittwoch: „Wir übernehmen die Verantwortung für das Unrecht der Vergangenheit.“ Dass die in der Kolonialzeit ohne Zustimmung der Angehörigen und teils sogar gewaltsam entwendeten sterblichen Überreste zurückgeben werden, sei auch ihr persönlich ein sehr wichtiges Anliegen. Ein Schritt zu einer ehrlicheren Aufarbeitung der Geschichte sei geschafft. (2552/08.10.2025)