Angesichts einer drohenden humanitären Katastrophe in der umkämpften Stadt El Fasher im Sudan schlagen die Vereinten Nationen Alarm. Durch zunehmend intensivere Bombenangriffe und Bodenkämpfe seien Hunderttausende Zivilisten in der Stadt gefangen, erklärte der Leiter des UN-Büros für humanitäre Hilfe, Tom Fletcher, in der Nacht zu Montag auf der Internetplattform X. Sie hätten keine Nahrungsmittel, Gesundheitsversorgung oder Sicherheit. Auch die Bundesregierung äußerte sich nach Berichten über ein weiteres Vordringen der RSF-Miliz besorgt.
Die Versorgung der Menschen werde noch schwieriger werden, „weil in dieser Lage auch keine Versorgung aus der Luft mehr möglich ist“, sagte ein Sprecher des Auswärtigen Amtes in Berlin. Die Lkw des Welternährungsprogramms stünden bereit, um die Menschen zu versorgen, „aber sie brauchen Zugang“.
Am Sonntag hatte die RSF-Miliz („Rapid Support Forces“) im Zuge der Kämpfe um El Fasher eine wichtige Militärbasis eingenommen. Die RSF belagern die Hauptstadt des Bundesstaates Nord-Darfur seit anderthalb Jahren, die Bewohner sind dadurch von Hilfslieferungen abgeschnitten. Mit der Armee verbündete Milizen erklärten, sie würden El Fasher weiter verteidigen.
Der Sprecher des Auswärtigen Amtes sagte: „Wir haben verstanden, dass die Versuche, die Stadt zu verteidigen, weitergehen.“ Klar sei, dass die Not der Menschen in der Darfur-Region und ganz konkret auch in El Fasher noch größer werde.
Im Sudan war im April 2023 ein Machtkampf zwischen der Armee und der RSF eskaliert. Der Krieg hat in dem nordostafrikanischen Land eine der weltweit schlimmsten Hunger- und Vertreibungskrisen ausgelöst. Zehntausende Menschen wurden seither getötet, etwa zwölf Millionen Zivilistinnen und Zivilisten sind laut den Vereinten Nationen auf der Flucht, zwei Drittel der Bevölkerung brauchen Nothilfe zum Überleben. In Darfur wurde in einigen Gebieten eine Hungersnot festgestellt, beide Kriegsparteien verhindern laut den UN und anderen Organisationen Hilfe.
Das „International Rescue Committee“ (IRC) warnte ebenfalls vor einer weiteren Verschlechterung der humanitären Lage. „Die Menschen, die aus El Fasher fliehen, kommen aus einer Hölle – aus einer Stadt, die von Konflikt, Zerstörung und Verzweiflung gezeichnet ist“, sagte Arjan Hehenkamp, der Krisenleiter der Hilfsorganisation für den Sudan. Viele von ihnen seien schwer traumatisiert.
Die westsudanesische Region Darfur, deren Bewohner bereits Anfang der 2000er Jahre Opfer brutaler ethnisch motivierter Massaker waren, ist auch in diesem Krieg eines der Zentren der Gewalt. Die RSF haben mehrmals erklärt, in den von ihnen „befreiten“ Regionen einen neuen sudanesischen Staat aufbauen zu wollen. Auch Gebäude der Regionalregierung von Nord-Darfur fielen bereits an die RSF. Unweit von El Fasher gab es in den vergangenen Monaten mehrere Massaker, unter anderem in Flüchtlingslagern. Am Sonntag haben die RSF nach Angaben von „Sudanese Echo“ die ehemalige Parlamentsabgeordnete Siham Hassan getötet. Der Journalist Muammar Ibrahim, der auch für den internationalen Sender Al-Dschasira arbeitet, wurde demnach von den RSF verschleppt.