Theologe betont “Menschenrecht auf Ruhestand”
Ein „Menschenrecht auf Ruhestand“ fordert der frühere Leiter des bayerischen evangelischen Kirchlichen Dienst in der Arbeitswelt (KDA), Johannes Rehm. Er halte es für problematisch, dass in der öffentlichen Debatte immer häufiger ein Hinausschieben des Renteneintritts oder eine Rücknahme der Möglichkeiten zur Frühverrentung gefordert wird, sagte Rehm am Donnerstag im Gespräch mit dem Evangelischen Pressedienst (epd). Der 67-jährige Pfarrer ist selbst seit einem Jahr im Ruhestand.
„Nicht nur den Privilegierten“, sondern allen Bürgerinnen und Bürgern solle eine auskömmliche Rente ermöglicht werden, sagte Rehm. Er wolle sich nicht damit abfinden, dass etwa Menschen, die in der Pflege gearbeitet hätten, einmal keine Rente hätten, mit der sie auskommen: „Das ist nicht hinnehmbar, dass sich viele den Ruhestand nicht leisten können, zumal sie auch noch eine systemrelevante Arbeit ausgeführt haben.“ Die Rente sei doch durch die Lebensarbeitsleistung verdient und zudem „eine für den inneren Zusammenhalt unserer Gesellschaft gut angelegte Investition“.
„Es muss auch mal gut sein mit der Erwerbstätigkeit“, stellte Rehm fest. Die Menschen sollten zu einem Zeitpunkt in die Rente gehen können, an dem sie noch etwas für die Gesellschaft tun oder „für sich neue Dinge in Angriff nehmen können“. In allen Familien seien für rüstige Rentner Aufgaben in der Fürsorge für die alten und die jungen Familienmitglieder da, um Berufstätige zu entlasten, sagte der frühere kda-Leiter. Er selbst sorge sich um seine betagten Eltern. Außerdem habe er einen Sitz in einem Heimbeirat und im Aufsichtsrat eines diakonischen Trägers. Es brauche das ehrenamtliche Engagement seiner Altersgenossen in Kirchen, Parteien, Verbänden oder Initiativen.
Ruhestand beinhalte aber auch „die gesegnete Möglichkeit des Innehaltens, der Besinnung auf die großen Lebensthemen und des Verweilens bei den geschenkten Augenblicken“, stellte Rehm fest.
Der DGB Bayern hat am Donnerstag als Zeichen gegen Forderungen aus Politik und Wirtschaft nach einer längeren Lebensarbeitszeit die Online-Kampagne „Arbeitszeit neu gestalten“ gestartet. In den kommenden Monaten würden dabei Themen wie Arbeits- und Gesundheitsschutz, unbezahlte Überstunden, Sorgearbeit und Gleichstellung sowie „der Kontrast zwischen den Wünschen der Beschäftigten und der Realität“ beleuchtet, hieß es. (00/2806/19.09.2024)