Terre des hommes: IOC muss Menschenrechte besser schützen

Laut des Kinderhilfswerks muss sich das Internationale Olympische Komitee „glaubwürdig gegen Korruption, Willkür und Ausgrenzung von Armen bei Sportgroßveranstaltungen“ einsetzen.

Drei Jungen in der Favela Vila da Barca, Baia de Guajará, Belém, Bundesstaat Pará, Brasilien.
Drei Jungen in der Favela Vila da Barca, Baia de Guajará, Belém, Bundesstaat Pará, Brasilien.epd-bild / Werner Rudhart

Osnabrück/Rio de Janeiro. Das Kinderhilfswerk terre des hommes hat zu Beginn der Olympischen Spiele das Internationale Olympische Komitee (IOC) zu einem besseren Schutz der Menschenrechte aufgefordert. Die Verantwortlichen müssten sich "glaubwürdig gegen Korruption, Willkür und Ausgrenzung von Armen bei Sportgroßveranstaltungen" einsetzen, sagte der Lateinamerika-Referent des in Osnabrück ansässigen Hilfswerks, Jens Kunischewski.

Einhaltung der Menschen- und Kinderrechte müssen garantiert werden

Die Einhaltung von Menschen- und Kinderrechten müsse vertraglich garantiert werden, ehe Organisationen wie der IOC oder der Fußball-Weltverband FIFA sportliche Großveranstaltungen vergeben, hatte Kunischewski zuvor in einem Interview der "Neuen Osnabrücker Zeitung" erläutert. Zudem solle die Einhaltung der Kinderrechte vor, während und direkt nach den Veranstaltungen überwacht werden. Die Spiele im brasilianischen Rio de Janeiro werden am Freitagabend eröffnet.

Umsiedlung von Familien

Seitdem das IOC die Spiele vor sieben Jahren nach Rio vergeben habe, seien dort Tausende Familien wegen kostspieliger Infrastrukturprojekte umgesiedelt worden", berichtete der Experte. "Häufig geschahen diese Räumungen unter Gewaltanwendung und Missachtung geltender Gesetze." Dahinter stünden auch private Interessen und Immobilienspekulationen. Die Quadratmeterpreise in einigen zentral gelegenen Armenvierteln hätten sich vervielfacht.

Obdachlose und Straßenkinder passen nicht zu Olympia

Die Zahl der Tötungen durch Polizeibeamte, die schon während der Fußballweltmeisterschaft 2014 um 38 Prozent gestiegen war, hat nach Angaben von terre des hommes erneut stark zugenommen. Insbesondere Jugendliche aus den Favelas würden häufig als potenzielle Gewalttäter stigmatisiert. "Obdachlose und Straßenkinder passen ebenso wenig ins Bild und werden vertrieben", kritisierte Kunischewski.

Während die Sicherheit der Besucher bei Olympia wie auch bei der Fußball-Weltmeisterschaft vor zwei Jahren immer ein wichtiges Thema gewesen sei, spielten die Menschenrechte der Bevölkerung keine Rolle. Olympia und Fußballweltmeisterschaften dürften aber nicht zur tödlichen Gefahr für Arme und Benachteiligte in den Austragungsorten werden, betonte Kunischewski. Das gelte vor allen Dingen mit Blick auf die kommenden Sportgroßveranstaltungen in Russland, Katar und China. (epd)