Zur Verhinderung von “Unmoral” hat die Taliban-Regierung das Internet in Afghanistan abgeschaltet. Experten befürchten eine Verschärfung der humanitären Krise in dem Land und wirtschaftliche Gefahren.
Nach Abschaltung des Internets durch die Taliban-Regierung in Afghanistan warnen Experten vor drastischen Folgen für die Menschen im Land. Die Sperrung des Internetzugangs schädige die Lebensgrundlage von Millionen Afghanen und beraube sie ihrer Grundrechte auf Bildung, Gesundheitsversorgung und Informationen, erklärte Fereshta Abbasi, Afghanistan-Expertin von Human Rights Watch (HRW), am Mittwoch in New York. Die islamistischen Taliban begründen die Kappung des Internets mit dem Kampf gegen “Unmoral”.
Bereits am Dienstag warnte die UN-Hilfsmission in Kabul vor weitreichenden Konsequenzen der Internetabschaltung. Die Funktionsfähigkeit wichtiger Banken- und Finanzsysteme werde beeinträchtigt, die Isolation von Frauen und Mädchen verschärft und der Zugang zu Notdiensten und medizinischer Versorgung erschwert. Die Informations- und Meinungsfreiheit der Menschen in Afghanistan werde eingeschränkt, hieß es auf der Internetseite der UN-Mission.
Hilfsorganisationen berichteten laut HRW, die Abschaltung des Internets behindere ihre Arbeit für die Menschen im Land. Indrika Ratwatte, humanitäre UN-Koordinatorin in Afghanistan, sagte, die Abschaltungen beeinträchtigten unter anderem die Bereitstellung von Hilfen für die von dem schweren Erdbeben vom 31. August betroffenen Menschen.
Journalisten in Afghanistan können nach Angaben von HRW keine Orts- und Auslandsgespräche führen. Die Internetabschaltung habe sowohl Mobilfunk- als auch Glasfasernetze, Plattformen wie WhatsApp und Signal beeinträchtigt.